Besetzung von Beiräten in Familienunternehmen: Eine Checkliste

Ein Beitrag von DDIM Interim Manager Ralf H. Komor, Leiter der DDIM.fachgruppe // Vertrieb und Marketing

Ein qualifiziert besetzter Beirat ist auch für Familienunternehmen keine lästige Pflicht, sondern ein strategisches Instrument zur Sicherung der Unternehmenszukunft, gerade auch im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Richtig eingesetzt hilft ein Beirat, das unternehmerische Vermögen zu erhalten und ggfs. zu mehren. Viele Familienunternehmen wissen die Vorteile eines hochwertig besetzten Beirats zu schätzen. Die Kosten-Nutzen-Relation ist nicht zu toppen!

Diese Fragen können sich Unternehmer bei der Einrichtung eines Beirats stellen

Wann soll ich einen Beirat einrichten?

  1. Entscheiden Sie sich rechtzeitig und bewusst für einen Beirat
  2. Ein von allen Beteiligten akzeptierter Beirat kann entscheidend zur „Generationenversöhnung“ beitragen. Bei Aufnahme der nächsten Generation in die Geschäftsführung kann er zwischen den Unternehmergenerationen vermitteln
  3. Die Einrichtung eines Beirats in Krisenzeiten kommt meist zu spät

Wie soll ich bei der Einrichtung eines Beirats vorgehen?

  1. Binden Sie alle Gesellschafter und die Geschäftsführung mit ein.
  2. Transparenz in der Kommunikation schafft Offenheit und Verständnis bei allen Beteiligten und im Unternehmen

Welchen Nutzen soll mein Beirat stiften? Ansätze können sein:

  1. Management der Unternehmerfamilie
  2. Kompetenzergänzung für Gesellschafter
  3. Unterstützung bei fachfremden Fragen
  4. Sparringspartner für die Geschäftsführung
  5. Begleitung der Nachfolge
  6. Notfallgremium

Welche Kompetenzen soll der Beirat erhalten?

  1. Fordern Sie Ihren Beirat und übertragen Sie ihm ausreichende Kompetenzen
  2. Die Kompetenz kann von nur beratend, über Mischformen bis hin zu aufsichtsratsgleichen Rechten und Pflichten gehen

Wie sollen die innere und äußere Ordnung eines Beirats gestaltet werden?

  1. Schaffen Sie klare Rahmenbedingungen
  2. Setzen Sie eine Family Governance auf. Diese bildet den Rahmen für Entscheidungen
  3. Erstellung eines Beiratsstatuts für die Rechte und Pflichten des Beirats und Einbindung in den Gesellschaftervertrag
  4. Erstellung einer Beiratsgeschäftsordnung für die innere Ordnung des Beirats

Wie soll die Zusammensetzung eines Beirats sein?

  1. Berufen Sie ggf. einen Nominierungsausschuss und stellen gemeinsam eine Kompetenzmatrix und diverse Kompetenzprofile auf
  2. Das Suchprofil muss am Anfang stehen, Passgenauigkeit geht vor Person
  3. Holen Sie sich die Besten, denn jeder Beirat ist nur so gut wie seine Mitglieder
  4. Achten Sie auf die notwendigen persönlichen und fachlichen Anforderungsprofile
  5. Unterscheiden Sie: Fachexpertise und Branchenexpertise
  6. Die Beiratsmitglieder sollen eigene unternehmerische Erfahrungen einbringen
  7. Verantwortungsbewusstsein und strategische Kompetenz sind wichtig
  8. Suchen Sie gezielt Experten, die anstehende Aufgaben Themen beherrschen, wie z.B. Unternehmensstrategie, neue Geschäftsmodelle, Erschließung neuer Märkte und Kundengruppen, Internationalisierung, Technologische Entwicklungen
  9. Bedenken Sie, dass die Experten auch ins Team passen
  10. Vermeiden Sie zu viele Mitglieder aus Ihrem Netzwerk aufzunehmen. Hier sind Interessenkonflikte kaum zu vermeiden
  11. Das gegenseitige Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung
  12. Der Vorsitzende sollte über eine langjährige Führungskompetenz, und das erforderliche Zeitbudget verfügen. Es ist nicht zwingend immer der Gesellschafter mit der größten Beteiligungsquote oder der bisherige Geschäftsführende Gesellschafter
  13. Mitgliederzahl: Lieber klein und hochqualifiziert

Wie hoch sind die Kosten eines Beirats?

  1. Die Vergütung hängt maßgeblich ab von Unternehmensgröße, Kompetenz und Anzahl der Sitzungen
  2. Der Nutzen eines Beirats liegt bei optimaler Ausgestaltung jedoch erheblich über den Kosten
  3. Daher gilt der Grundsatz: lieber mehr bezahlen, dafür auch mehr fordern

Wie soll die Arbeit eines Beirats gestaltet werden?

  1. Geben Sie Ihrem Beirat eine professionelle Arbeitsstruktur
  2. Regelmäßige Sitzungen mit Tagesordnungen und Protokollierung
  3. Festgeschriebenes schriftliches Informationswesen in regelmäßigem Turnus
  4. Grundsatz: nur notwendige Informationen (keine Bürokratie)

Wie soll die Überprüfung eines Beirats vorgenommen werden?

  1. Bewerten Sie regelmäßig und kritisch die Leistung Ihres Beiratsgremiums anhand von z.B. Informationsversorgung, Offenheit der Diskussionskultur, Ergebnisse
  2. Passen Sie den Beirat ggf. entsprechend den Ergebnissen der Prüfung an

Nehmen Sie sich genügend Zeit für die Zusammenstellung eines Beirats und überprüfen Sie die Passgenauigkeit seiner Zusammensetzung regelmäßig.

Der Autor:

Bild: Ralf Komor

Fotograf: Detlef Szillat

Diplom-Wirtschaftsingenieur Ralf H. Komor, Jahrgang 1961, ist Interim Manager, zertifizierter Beirat, Most Trusted Adviser für die Beratung von Familienunternehmen und Springer-Autor. Er entwickelt neue Geschäftsmodelle und Vertriebsstrategien für Start-ups, MNCs und den Mittelstand und begleitet Veränderungsprozesse in Menschen und Organisationen.

Als Interim Manager und absoluter B2B-Salesprofi auf C-Level blickt er auf mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung in nationalen und internationalen Projekten zurück. Er war und ist in erster Linie für produzierende Unternehmen, im Anlagenbau sowie im Objektgeschäft tätig. Den Vertrieb von Produkten, Systemen, Anlagen und Dienstleistungen entwickeln, neu strukturieren und erfolgreich verantworten ist sein Schwerpunkt.

DDIM-Profil: https://manager.ddim.de/KOMOR_Ralf_H.php

Webseite: https://komor.de