Quereinstieg – der ungerade Weg zum Traumjob?
Ein Beitrag von DDIM Partnerin Anna Lüttgen // Hays AG
Quereinstiege sind gerade sehr en vogue. Doch was gilt es bei einer Bewerbung als Quereinsteiger oder Quereinsteigerin zu beachten? Erfahren Sie, was unbedingt ins Bewerbungsschreiben sollen und auf was Sie im Vorstellungsgespräch eingehen sollten.
Sie kennen das sicher. Die Stellenanzeige fordert „umfangreiche Erfahrung in der Raketenwissenschaft“ oder „nachweisbare Kenntnisse in der Programmierung von Haushaltsrobotern“. Aber wer hat die schon? Dann scrollen Sie weiter, und da lacht Sie eine verlockende Rubrik an: „Jobs für Quereinsteiger“. Prima, vielleicht können Sie eine Bewerbung starten, ohne zuerst Dzongkha lernen zu müssen. Das ist übrigens die Amtssprache in Bhutan, aber das nur am Rande.
Quereinsteiger – das Zauberwort in der Stellenanzeige
Karriere als Quereinsteiger oder Quereinsteigerin – jeder Recruiter weiß, dass Stellenanzeigen mit diesen Schlagworten viel Interesse wecken. Aber warum kann es für Unternehmen sinnvoll sein, den Quereinstieg zu bewerben? Und was kann ich im Bewerbungsprozess tun, um meine Jobchancen zu verbessern?
Schauen wir zunächst auf die Arbeitgeberseite. Die Geschichte ist schnell erzählt. Bei allen Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft lässt sich eines klar sagen: Aus dem viel beschworenen Fachkräftemangel ist mittlerweile ein ausgewachsener Arbeitskräftemangel geworden. Nach einem Report der DIHK bleiben derzeit 1,8 Millionen Stellen unbesetzt. Das kostet die Wirtschaft rechnerisch 90 Milliarden Euro Wertschöpfung. Ungefähr zwei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Also müssen Arbeitskräfte her. Und immer mehr Unternehmen zeigen sich offen für Quereinsteiger. Denn viele der benötigten Fähigkeiten und Qualifikationen lassen sich im Job lernen. Oder die Quereinsteigerin bringt sie vielleicht sogar schon mit, ohne es zu wissen.
Meine Kernkompetenz: Löwenbändiger
Ein Rat, den ich jedem Jobsuchenden gebe: Werde dir klar, was du wirklich willst. Und was du womöglich schon kannst. Das ist oft viel mehr als man denkt. Und für Quereinsteiger gilt das umso mehr. Man spricht in diesem Zusammenhang von „transferable skills“ – Fähigkeiten, die sich in einer neuen Weise anwenden oder übertragen lassen. Das können Themen sein wie Kommunikationsfähigkeit, Problemlösungsfähigkeiten, aber genauso Kenntnisse im Projektmanagement oder die Erfahrung im Umgang mit herausfordernden Kunden, also der klassische Löwenbändiger. Aber bevor ich eine Bewerbung als Quereinsteiger oder Quereinsteigerin losschicke und eine lange Liste womöglich mehr oder weniger passender Fähigkeiten anfüge, ist eine Frage sehr entscheidend: WARUM glaube ich, dass dieser Job gut zu mir passt – und ich zu ihm? Was ist es genau, das mich an der Stellenausschreibung angesprochen hat?
„Flauschige“ Faktoren sind manchmal ausschlaggebend
Aktuell erleben wir, dass sich viele „klassische“ Jobprofile stark verändern. KI ist hier ein großer Treiber von Veränderung – viele transaktionale Tätigkeiten können automatisiert oder durch KI ersetzt werden. So lassen sich beispielsweise Übersetzungen zwischen gängigen Sprachen qualitativ immer besser automatisieren. Falls Sie doch fließend Dzongkha sprechen, gibt es dafür wahrscheinlich noch Bedarf, keine Sorge. Und es bleiben auch zahlreiche andere Tätigkeiten übrig, die durch einen Menschen ausgeführt werden müssen. Die Veränderungen am Jobmarkt bringen dabei auch viele Chancen mit sich und zwingen Entscheider in Unternehmen geradezu, über den Tellerrand der klassischen Jobprofile zu schauen. Was dabei oft eine weitaus wichtigere Rolle spielt als die sogenannten „hard facts“, also die unbedingt benötigten Qualifikationen, sind die eher weicheren Faktoren. Und das Mindset eines Bewerbenden. Will jemand den Job? Wenn ja, warum? Was motiviert die Person, sich zu bewerben? Und glaube ich, dass sie oder er gut in mein Team passen wird? Stimmt es menschlich? Das klingt zunächst etwas generisch und vielleicht ein bisschen flauschig. Gerade im Rahmen einer Festanstellung sind aber genau dies die Faktoren, die den Erfolg in der Zusammenarbeit maßgeblich bestimmen werden.
Traumjob – Quereinstieg als Politiker (m/w/d)?
Klassisch bezeichnet der Begriff Quereinsteiger oder Quereinsteigerin jemanden, der oder die einen Branchenwechsel vollzieht. In diesem Zusammenhang werde ich häufig gefragt, welche Branchen denn besonders attraktiv für eine Bewerbung als Quereinsteiger sind. Als grobe Tendenz lässt sich sagen: In der Dienstleistung bieten sich oft bessere Chancen als in der klassischen Industrie. Aber das muss für den Einzelfall nicht unbedingt gelten. Die Suche nach neuen beruflichen Entwicklungen geht manchmal verschlungene Wege. Ich habe mir mal den Spaß gemacht, eine bekannte Suchmaschine nach typischen Jobs für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen zu fragen. Die Antwort? Reiseleiter. Immobilienmakler. Kundenberater. Nachtwächter. Hausmeister, PR Manager, UX Designer. Alles natürlich immer m/w/d. Grundsätzlich stehen alle Berufe ohne geschützte Berufsbezeichnung für den Quereinstieg offen. Zum Beispiel auch Politiker.
Abschließend die für mich wichtigsten Elemente für einen erfolgreichen Quereinstieg:
- Ich muss überzeugt sein, dass der Job, für den ich mich bewerbe, gut zu mir passt und mir auch langfristig als der richtige Schritt erscheint.
- Ich muss überzeugen – ein zukünftiger Arbeitgeber sollte in meiner Bewerbung gute Gründe finden, warum genau ich die richtige Person für den Job bin.
In diesem Sinne: viel Erfolg bei der Bewerbung als Quereinsteiger!
Bewerbung als Quereinsteiger – auf was Sie achten sollten:
- Zeit nehmen für die Selbstreflektion – was kann ich gut, was macht mir Freude? Eine sehr gute Methode hierfür ist IKIGAI. Ein japanisches Konzept im Bezug auf Dinge, die dem Leben einen Sinn verleihen und Freude bereiten.
- Jobsuche – mit den Erkenntnissen aus der Selbstreflektion lassen sich vermutlich schon erste mögliche Jobprofile eingrenzen. Oder einfach in den gängigen Jobsuchmaschinen nach „Jobs für Quereinsteiger“ suchen und Inspiration holen.
- Bewerbungsschreiben für Quereinsteiger formulieren: Hier kommt es wirklich darauf an, den Bezug der eigenen Erfahrung zur offenen Stelle gut herzustellen. Welche Fähigkeiten sind besonders wichtig für die Position? Und wo habe ich diese Fähigkeiten schon unter Beweis gestellt? Pro-Tipp: Rekord-Spendeneinnahmen beim Kuchenbuffet des Sportvereins kann man durchaus als Beweis für das Talent zu Fundraising oder Vertrieb nutzen!
- Das Vorstellungsgespräch: sollte wirklich sehr gut vorbereitet werden. Hier besteht die Chance zu überzeugen, seine Begeisterung für den Job und das Unternehmen zu zeigen und mit vielen Beispielen die eigenen Fähigkeiten in Szene zu setzen.
Weiterführende Links:
Weitere Karrieretipps finden Sie hier: Unsere Karriere-Welt | Hays.
Nutzen Sie unseren kostenfreien Karriere-Service, wenn sie Hilfe bei der Erstellung Ihrer Bewerbungsunterlagen benötigen oder sich mit unserem Expertenteam zu Karrierefragen austauschen möchten: Bewerbungstraining kostenlos – Karriere-Service | Hays
Sie benötigen Lebenslaufvorlagen, Checklisten etc.? Dann werfen Sie einen Blick in unser Downloadcenter: https://www.hays.de/bewerber/karriere-welt/lebenslauf-vorlagen-checklisten
Weitere Beiträge der Hays AG finden Sie hier.
Die gebürtige Hamburgerin Anna Lüttgen ist seit 1999 in verschiedenen Recruiting- und Delivery-Rollen bei Hays tätig. Aktuell ist sie für die Sourcing Center bei Hays Deutschland mit dem Schwerpunkt Rekrutierung von Fachkräften für die strategischen Kunden mit ca. 120 Mitarbeitenden verantwortlich.
Als einer der weltweit führenden Personaldienstleister rekrutiert Hays hoch qualifizierte Spezialisten für den privaten und öffentlichen Sektor. Anspruch des Providers ist es, Kunden und Spezialisten passgenau und zuverlässig zusammen zu bringen. Durch proaktives Rekrutierungsmanagement kennt der Vermittler die richtigen Experten bereits, wenn Kunden Spezialisten suchen. Für Kandidaten verfügt Hays über enge Kontakte zu renommierten Unternehmen – vom erfolgreichen Mittelständler bis zum großen Konzern – und kann exakt die Positionen und Projekte vermitteln, die den Kunden voranbringen. Kandidaten profitieren von den flexiblen Arbeitsmodellen, ganz gleich, ob in Festanstellung, als Freiberufler oder im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung.
Folgen Sie uns jetzt auf LinkedIn!