Made in Germany – Mission is possible!

Ein Beitrag von Andreas Lau und Christian Heuermann, Geschäftsführung HANSE Interim Management

Ein europäischer Finanzinvestor suchte einen erfahrenen Interim COO, der binnen eines halben Jahres die Aufbau- und Ablauforganisation im operativen Bereich eines akquirierten Unternehmens aufbrechen und auf nachhaltig wettbewerbsfähige Beine stellen sollte. Das 50 Mio. EUR umsetzende Unternehmen erwarb der Investor anderthalb Jahre zuvor, um für den Vorbesitzer weiterhin High-Tech-Beleuchtungsprodukte zu produzieren und freiwerdendes Volumen durch selbst entwickelte Produkte unter eigenem Label zu vertreiben – eine ideale Voraussetzung für den industriellen Standorterhalt. Wenige Investoren verfolgen eine so konstruktive, mitarbeiterfreundliche Strategie und erklären standhaft das Attribut „Made in Germany“ zum aktiven Marketinginstrument.

Die Herausforderung

Durch HANSE Interim wurde ein langjährig erfahrener Interim Manager für die Position des COOs gefunden, der bereits vielfach deutsche und europäische Produktionsstandorte durch konsequentes Lean-Prozessmanagement und integrale Prozesskostenoptimierung nicht nur erhalten, sondern langfristig ausbauen konnte.

Als Hauptaufgabe der Mission stellte sich nach zweiwöchiger Quick-Scan-Analyse die konstruktive Zerschlagung der aufgeblasenen Overhead-Strukturen dar. Diese unterstützten nicht die direkt am Produkt arbeitenden Mitarbeiter, sondern dienten allenfalls zu deren Verwaltung. In persönlichen Bottom-up-Interviews erfuhr der Interim Manager von Mitarbeitern, dass direkte Vorgesetzte deren Prozessbeanstandungen und Verbesserungsvorschläge meist abtaten oder unter eigenem Namen umsetzten. Unter den ca. 200 operativen Mitarbeitern war damit jeder Gedanke an einen Kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) absolut vernichtet. Eine hierarchisch starre, mehrstufige Aufbauorganisation lähmte durch eine fehlende konstruktive und zielgerichtete Kommunikationsstruktur jeden Innovationsgedanken. Das Potenzial war jedoch deutlich spürbar. Zügig musste eine Vision, ein Lean-Modell für eine schlagkräftige, schnelle, kunden- und mitarbeiterorientierte Prozesslandschaft her.

Ein konkreter Plan, das Change Management flächendeckend an mehreren Stellen im Prozess zu beginnen, war der Anfang. Der Investor und der lokal verantwortliche Geschäftsführer (GF) befürworteten mutig das schlanke Prozessmodell, sodass der Interim Manager nach einem Monat schon mit der Umsetzung hätte beginnen können – wäre da nicht der gesetzlich mitbestimmungspflichtige Betriebsrat (BR) gewesen.

Dessen traditionelle Antwort war erschreckend angstvoll und negativ. Zwar bewertete der BR die personellen und betrieblichen Veränderungen inhaltlich durchaus positiv, wies aber ängstlich auf Fristen und notwendige, einen schnellen Start verhindernde, Bürokratie hin. Nach intensiven Gesprächen mit dem Interim Manager befürwortete der BR dann doch den Umsetzungsstart unter der Maßgabe, alle Veränderungen zunächst als – nicht mitbestimmungspflichtige – Projektarbeiten zu deklarieren. Die gewonnenen Erfahrungen begleiteten GF, Interim Manager und BR paritätisch in engster Kommunikation anhand eines gemeinsam verabschiedeten Eckpunktepapiers.

In der Folge zogen die Overhead-Mitarbeiter aus weit auseinanderliegenden Büros in ein Produktionsbüro und konnten so auf kürzestem Weg zielgerichtet kommunizieren. Mit Methoden wie Kaizen und FMEA, startete das Unternehmen über 30 KVP-Projekte an Produkten und Prozessen. Manch ein „Aha-Effekt“, z. B. im Engineering oder der Produktionssteuerung, tauchte auf. Leicht verständliche, neu entwickelte Prozesskennzahlen und Zielvereinbarungen dienten zur Orientierung und Motivation bei der Frage: „Was bringt das alles?“. Mit Führungstrainings und Einzel-Coachings formte der Interim Manager zielgerichtet die bislang missachtete Führungskultur des Standortes.

Das Ergebnis

Alle Aktivitäten legte der Interim Manager als nachhaltig wirksame Vorbereitung für den erfolgreichen Einstieg eines auf Dauer extern gesuchten COOs an: Beherzte Zerschlagung ungeeigneter Prozesse und neue Strukturen waren die zukunftsweisende Basis. Nach nur 6 Monaten übergab der Interim Manager eine sehr schlanke Neuorganisation mit messbarer Produktivitätssteigerung von über 9 %, einer vom Eigentümer gewollten Vision und einer Umsetzungs-Roadmap voll begonnener KVP-Projekte an den nachfolgenden COO.

Fazit

Made in Germany – Mission is possible! Auch heutzutage!

Die Autoren:


Andreas Lau ist langjähriger geschäftsführender Partner in der HANSE Consulting Gruppe. Er ist seit Gründung standortübergreifend für die HANSE Interim Management GmbH zuständig und darüber hinaus für den Standort Düsseldorf der HANSE Management Consulting GmbH verantwortlich. Andreas Lau ist als Projektleiter in den Bereichen Restrukturierung, Ertragssteigerung, Interim Management und M&A tätig und verfügt über rund 20 Jahre Erfahrung in der Beratung und 7-jährige Erfahrung im Linienmanagement überwiegend mittelständischer Unternehmen. Er ist zuständig für die Vermittlung von Interim Managern, insbes. CROs, CEOs und CFOs. Er betreut die Interim Management Projekte von der Auswahl über die Vertragsgestaltung bis zum erfolgreichen Abschluss und Begleitung der Mandanten und Interim Manager während der gesamten Projektlaufzeit. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung als interimistischer CRO.

Christian Heuermann ist Geschäftsführer der HANSE Interim Management GmbH und Interim Manager. Er ist als Interim Manager speziell in den Bereichen CRO/CFO und CPO tätig, seine Branchenerfahrung beinhaltet die produzierende Industrie (insbesondere Kabel und Leitungen), Maschinen- und Anlagenbau sowie Handel. Seine berufliche Karriere hat er im Firmenkundengeschäft einer deutschen Großbank gestartet, bevor er zu einer Big Four Beratungsgesellschaft wechselte. Nach einer ersten Zeit bei HANSE Consulting wechselte Herr Heuermann in die Industrie und verantwortete mittelständisch geprägte Konzernbereiche – national und international. Christian Heuermann verfügt über rund 15 Jahre Erfahrung in Beratung und Interim Management. Sein Fokus liegt dabei auf eigentümergeführten Unternehmen. Seine operative Managementerfahrung als Geschäftsführer/CFO und CPO in mehr als 10 Jahren ist die Grundlage für seine Tätigkeit bei HANSE Interim. Christian Heuermann übernimmt Projekte als operativ verantwortlicher Interim Manager. Er ist zuständig für die Vermittlung von Interim Managern, insbes. CROs und CFOs. Er betreut die Interim Management Projekte von der Vertragserstellung bis zum erfolgreichen Abschluss und begleitet Mandanten und Interim Manager während der gesamten Laufzeit.