Interview zum Mandat: Management einer Standortverlagerung mit anschließender Unternehmensfusion
Peter Sommer, Leiter der DDIM.fachgruppe // Automotive:
Sehr geehrte Frau Hummert, sehr geehrte Herren, vielen Dank dafür, dass Sie uns für das Interview zur Verfügung stehen. Wir möchten Ihnen Fragen zur aktuellen Situation der Euromobil Autovermietung GmbH stellen, insbesondere zum Einsatz des Interim Managers Heinz Vollrath, der bei Ihnen eine Standortverlagerung umgesetzt hat und jetzt eine Unternehmens-Verschmelzung begleitet.
Herr Hofer, lassen Sie uns doch beginnen. Seit 2017 sind Sie Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Euro-Leasing. Vorher haben Sie sich als Leiter um den Vertrieb für Einzel- und Firmenkunden bei Volkswagen Financial Services in Braunschweig gekümmert. Mit über 20 Jahren im Management verschiedener Automobilhersteller kann man Sie schon fast als „alten Hasen“ der Branche bezeichnen.
Wollen Sie uns vielleicht zwei, drei Sätze über das Unternehmen, über die Situation und über Ihre Rolle im Unternehmen sagen, so dass sich unsere Leser ein besseres Bild von Ihnen machen können?
Armin Hofer:
Das mache ich gerne. Der Lkw-Vermieter Euro-Leasing wurde 1997 gegründet und ist seit Januar 2014 ein Teil der VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services (VWFS). Sie ist Europas größter automobiler Finanzdienstleister und mit mehr als 15.000 Mitarbeitern in rund 50 Ländern aktiv.
Euro-Leasing bietet Mobilität für die Transport- und Logistikbranche und vermietet Standardfahrzeuge sowie branchenspezifische Fahrzeuge. Deutschlandweit verfügt Euro-Leasing über 130 Vermietdepots. Außerdem bietet Euro-Leasing eine professionelle Vermarktung von Gebrauchtfahrzeugen im In- und Ausland.
Die VWFS hat nun die Aufgabe diverse Dienste zu einem Angebot zusammenzuführen. Zum 31. August 2019 verschmilzt die VWFS das Lkw-Vermietgeschäft der Euro-Leasing mit dem Pkw-Vermietgeschäft der Euromobil Autovermietung, der Autovermietmarke der Autohäuser des VW-Konzerns. Beide Unternehmen werden künftig unter der Marke Euro-Leasing firmieren.
Peter Sommer:
Ok, das klingt nach einem größeren Projekt. In diesem Zusammenhang gab es dann ja auch die Standortverlegung in neue und viel größere Räumlichkeiten nach Sittensen zu bewerkstelligen. Hier kam dann Heinz Vollrath zum Einsatz? Was war bzw. ist konkret seine Aufgabe? Welche besondere Situation hat er vorgefunden?
Armin Hofer:
Herr Vollrath hat von uns den Auftrag erhalten, eine Standortverlagerung mit anschließender Unternehmensverschmelzung zu managen. Dazu zählte der Transfer des Geschäftsbereichs Langzeitmiete von der Volkswagen rent-a-car mit ca. 50 Mitarbeitern von der Geschäftsstelle Braunschweig nach Sittensen. Die Rekrutierung und Einarbeitung von ca. 80% neuen Mitarbeitern stellte dabei sicher eine der Herausforderungen dar.
Die Stabilisierung des Geschäfts und der Abläufe am neuen Standort Sittensen (Personal, IT, etc.), die Optimierung von Prozessen und die weitere Vorbereitung der Verschmelzung mit der Euroleasing (MAN-rental) gehörten dann zu seinen weiteren Aufgaben.
Peter Sommer:
Welche Maßnahmen hat Heinz Vollrath ergriffen, um in dieser Situation seine Aufgaben zu lösen?
Armin Hofer:
Die Maßnahmen waren vielfältig. Die Einstellung von Zeitarbeitnehmern, deren Ausbildung sowie das Rekrutieren neuer Mitarbeiter hatte ich schon erwähnt. Durch den Einsatz eines externen Trainers stellte er den Wissenstransfer sicher. Er sorgte für Struktur mit den erforderlichen Hierarchieebenen und erstellte das Organigramm. Alle Prozesse wurden aufgenommen und mit einem Lean Management Trainer geprüft. Er koordinierte die Abstimmungen mit den Fachabteilungen der MAN Rental und sicherte so ein gemeinsames Verständnis der Prozesse. Das Zusammenbringen der Mitarbeiter aus beiden Unternehmen ist dann wohl der Job gewesen, der langfristig betrachtet mit am wichtigsten ist und das Zusammenführen der Geschäftsbereiche dann erfolgreich machen wird.
Peter Sommer:
Frau Hummert, Sie sind seit 2016 in der Geschäftsführung bei der Euro-Leasing und seit 2018 auch Geschäftsführerin der Euromobil Autovermietung GmbH. Herr Hofer hat die Situation bereits beschrieben. Gibt es Ihrerseits Ergänzungen? Was sind die Themen, um die Sie sich kümmern?
Christina Hummert:
Die VW Financial Services (VWFS) hatte 2012 die Euromobil Autovermietung vom Händlerverband erworben und zusätzlich zur Marke „Euromobil“ für das Werkstattersatzgeschäft die Marke „Volkswagen Financial Services | Rent-a-Car“ für die Kurz- und Langzeitmiete ins Leben gerufen.
Um das Wachstum im Vermietgeschäft sicherzustellen, legt die VWFS das Lkw-Vermietgeschäft der EURO-Leasing und das Pkw-Vermietgeschäft der Euromobil Autovermietung zum 31. August 2019 zusammen. Sittensen, der Standort der künftigen EURO Leasing GmbH, wurde für 2,5 Millionen Euro ausgebaut und bietet nun Platz für zusätzlich bis zu 100 Mitarbeiter, insgesamt also jetzt ca. 220 Mitarbeiter.
Unsere Investition ist ein klares Bekenntnis zum Standort Sittensen und zu unserem strategischen Geschäftsfeld der Fahrzeugvermietung.
Peter Sommer:
War Ihnen das Tool Interim Management bereits vor dem Einsatz von Herrn Vollrath bekannt? Welche Erfahrungen haben Sie mit Interim Managern gemacht? Vielleicht geben Sie zwei, drei Beispiele, die seinen besonderen Nutzen verdeutlichen?
Christina Hummert:
Interim Management war mir natürlich schon vorher bekannt und ich habe auch erste Erfahrungen damit gemacht, zum Beispiel mit dem Einsatz eines Leiters für den Bereich Bonitäten & Kreditprüfung oder auch mit dem Einsatz eines Leiters für das Rechnungswesen.
Gerade in Zeiten des Umbruchs, in größeren Transformations- oder Change-Projekten, da ist das Interim Management eine sehr gute Möglichkeit, um sich gezielt – temporär – zu verstärken. Man selbst und die eigenen Mitarbeiter müssen in solchen Phasen ja trotzdem das Tagesgeschäft meistern. Da ist der Interim Manager an unserer Seite der, der einem den Rücken frei hält. Er hat das ja in der Regel auch schon mehrfach gemacht und weiß, worauf es ankommt.
Es kann natürlich auch die Vakanzüberbrückung sein, da ist Interim Management eine schnelle Lösung.
Bei Herrn Vollrath habe ich im Endeffekt die Entscheidung getroffen, ihn an Bord zu holen. Der Bedarf war klar, die Entscheidung fiel dann recht schnell und der Prozess verlief absolut effizient. Der Einsatz von Herrn Vollrath war ein voller Erfolg und es war ganz sicher nicht das letzte Mal, dass wir einen Interim Manager eingesetzt haben!
Der Nutzen ist einfach wirklich groß: Der Manager auf Zeit ist objektiv und neutral, er spielt keine Spielchen und macht keine Politik! Warum auch. Er ist nicht auf die Karriere im Unternehmen aus. Er macht seinen Job. Herr Vollrath arbeitet ungemein effizient und er bringt den Blick von außen mit. Das ist wirklich wertvoll.
Peter Sommer:
Wie tritt Heinz Vollrath in Ihrem Unternehmen auf? Was sind die besonderen Vorzüge, die er mitgebracht hat? Wie funktioniert der Umgang mit Kollegen gleicher oder auch anderer Hierarchien? Was unterscheidet ihn aus Ihrer Sicht von einem klassischen Unternehmensberater?
Christina Hummert:
Der große Vorteil ist seine Erfahrung im Flottenmanagement und bei der Autovermietungen. Auch dadurch hat er sich unglaublich schnell ins Unternehmen integriert. Er geht konzentriert an die Sache heran und fokussiert sich auf das Ergebnis, nachhaltig und lösungsorientiert.
Bei den Kollegen genießt er volle Akzeptanz. Er kann ja auch immer mit Kompetenz und Sachverstand überzeugen. Seine sachliche Art und der sympathische Umgang im Team helfen ihm dabei. Ich würde sagen, er war von Beginn an „Mittendrin statt nur dabei“, immer steuernd, die anderen mit einbeziehend und integrierend.
Zudem stellt er sicher, dass „sein“ Wissen bei unseren Mitarbeitern landet.
Klar, sein Einstieg war „intensiv“. Er hat es aber geschafft in kürzester Zeit unsere Strukturen, die Aufbau- und Ablauforganisation, die Ansprechpartner, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten usw. kennenzulernen. Das hat hervorragend geklappt. Das Wasser war kalt, das hat ihn aber nicht interessiert.
Peter Sommer:
Herr Schweihofer, Sie sind Gesamtprojektleiter. Welche Ergebnisse hat Heinz Vollrath erzielt?
Thomas Schweihofer:
Die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen. Der Transfer nach Sittensen wurde bereits vier Wochen früher vollzogen, als dies geplant war. Auch die Umsetzung und Stabilisierung des Geschäftes und der Prozesse erfolgten schneller als geplant.
Durch seine Arbeit wurden Kostenersparnisse realisiert, insbesondere dadurch, dass das „Back-up Team“ vorzeitig aufgelöst werden konnte. Er hat Strukturen und Verantwortungen in seinen Bereichen geschaffen.
Peter Sommer:
Wie ist es gelungen, den Spagat zwischen Projekt und operativem Business hinzubekommen?
Thomas Schweihofer:
Der Focus von Heinz Vollrath lag klar auf dem operativen Business. Durch eine klare Kommunikation und die Einbindung aller Stakeholder der Fachbereiche wurde er sehr schnell in die Strukturen integriert.
Peter Sommer:
Vielen Dank an Sie alle drei, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Das waren sehr interessante Einblicke in Ihre Arbeit und die „Ihres“ Interim Managers. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit dem Projekt.
Über Euromobil Autovermietung GmbH:
Der Lkw-Vermieter Euro-Leasing wurde 1997 gegründet und ist seit 1. Januar 2014 ein Teil der VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services (VWFS). Sie ist Europas größter automobiler Finanzdienstleister und mit mehr als 15.000 Mitarbeitern in rund 50 Ländern aktiv. Euro-Leasing bietet Mobilität für die Transport- und Logistikbranche und vermietet Standardfahrzeuge sowie branchenspezifische Fahrzeuge. Zum 31. August verschmilzt VWFS das Lkw-Vermietgeschäft der Euro-Leasing mit dem Pkw-Vermietgeschäft der Euromobil Autovermietung. Beide Unternehmen werden künftig unter der Marke Euro-Leasing firmieren.
Über Heinz Vollrath:
Heinz Vollrath (55 Jahre) ist Interim und Projekt Manager sowie Berater im internationalen Automotive Umfeld. Er blickt auf eine langjährige internationale Führungserfahrung in den Bereichen Technik, Marketing/Sales und Service zurück und war u.a. für Daimler und Renault tätig. Er übernimmt Mandate z. B. als Geschäftsführer, Vertriebsleiter oder technischer Leiter. In seinen Mandaten geht es um die Themen Direktvertrieb, Key Accounts (national und international) und Händlervertrieb, Remarketing von Flottenfahrzeugen, Gebrauchtwagen und Transportern, Aufbau, Standardisierung und Optimierung von Organisationen (Verkauf, Service) oder auch die Zusammenarbeit und Integration eines Betriebsrates in relevante Unternehmensentscheidungen.
Besondere Markterfahrung hat er in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Der gelernte KFZ-Schlosser hat Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Deutsch, Englisch und Französisch spricht er verhandlungssicher.
Vollrath ist Mitglied in der DDIM, dem Berufs- und Wirtschaftsverband der Interim Management-Branche sowie Mitglied des DDIM-Expertenkreises Automotive. 2018 wurde er vom AIMP (www.aimp.de) zum Interim Manager des Jahres gewählt.
Über die DDIM.fachgruppe // Automotive:
Innerhalb des Branchenverbandes Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e. V. (DDIM) sind wir die Gruppe von Automotive Interim Managern mit langjähriger fachlicher Expertise und Führungserfahrung über die gesamte automobile Wertschöpfungskette. Unsere Mitglieder sind jeder für sich Experten in verschiedenen Bereichen und Funktionen. Durch das Networking und den regelmäßigen Austausch untereinander sind wir ein schlagkräftiges Team mit breitem Spektrum, das sich kontinuierlich weiterentwickelt. Wir steigern die Performance von Unternehmen der Automobil- und Mobilitätsbranche durch unsere schnelle Verfügbarkeit, eine analytische Bestandsaufnahme sowie unsere effiziente und kundenindividuelle Umsetzung.
Weitere Informationen finden Sie auf unser Homepage: https://ddim.de/portfolio-item/automotive/