Ein Beitrag von DDIM-Mitglied Martin Steidl
Restrukturierung und Sanierung: Wenn Erfahrung zählt…oder: „die Jugend kann, das Alter weiß“ (Emanuel Geibel)
Was macht Erfahrung unverzichtbar?
Bei allen Sanierungsaufträgen, die ich bislang erhalten habe, wurde von Seiten der Auftraggeber besonderer Wert auf meine Erfahrung in Unternehmenskrisen gelegt. Natürlich spielten Ausbildung und Branchenhintergrund eine wichtige Rolle, aber nach der Erfahrung wurde immer als erstes gefragt, sie wurde diskutiert und so als unverzichtbares Kriterium gekennzeichnet.
Viele Auftraggeber zeichnen ein gesundes Bild von ihrem Unternehmen, haben aber durchaus eine Vorstellung davon, was ihm bevorstehen kann, wenn die Krisensignale nicht unmittelbar in ein Programm zur Krisenbeseitigung umgesetzt werden. Regelmäßig wird nachgefragt, wie man sich in solchen Fällen verhalten hat und wieder verhalten würde: ein Standhalten bei Gegenwind – z. B. wenn sich eine Insolvenz als unausweichlich erweisen sollte – gilt als wichtiges positives Zeichen.
Unternehmenskrisen entwickeln sich stets nach bestimmten Mustern; die Krisen sind zwar unternehmensindividuell, aber die Krisenstufen, die Abwehrversuche, die Reaktionsmechanismen ähneln sich. Zwar muss man bei Bestandsaufnahme und Maßnahmenentwicklung jedes Unternehmen individuell betrachten – es hilft jedoch bei der Arbeit, wenn man Vergleichsmöglichkeiten hat und nutzt.
Sollte sich bei der Bestandsaufnahme herausstellen, dass es unter der Überschrift „Restrukturierung/Sanierung“ Teilprojekte gibt, für deren erfolgreiche Bearbeitung dem Sanierungsverantwortlichen die notwendige Zeit fehlt, kann ein eigenes Netzwerk, das man im Lauf der Jahre aufgebaut hat, dabei helfen, viel Zeit und Geld zu sparen. Im Sanierungsprojekt Multitec-Jakob hatte ich das Glück, nach Vorlage, Diskussion und Genehmigung meiner Bestandsaufnahme innerhalb von 72 Stunden eine ideale Besetzung für die verwaiste Funktion des Vertriebsleiters zu finden.
Multitec-Jakob GmbH & Co. KG – von außen
Multitec-Jakob GmbH & Co. KG – von innen
Treibsatz: Kombination aus Erfahrung und jugendlichem Elan
Neben der notwendigen Besetzung des Vertriebsleiters zum frühestmöglichen Zeitpunkt gab es ein weiteres gewichtiges Argument, einen jüngeren Kollegen hinzuziehen: nach Abschluss der grundlegenden Sanierungsarbeiten wie Personalreduzierung, Neuordnung der Geschäftsbereiche, Verwertung nicht betriebsnotwendiger Immobilien und nach der Insolvenzeröffnung war es notwendig, die ERP-Software als obligatorische Anwendung zu etablieren, den Vertrieb strategisch neu auszurichten, die Wertschöpfungsprozesse zu straffen und das Unternehmen auf den Verkauf vorzubereiten. Thomas Mertens war auch für diese Aufgaben die richtige Wahl. Die Unterkunft im gleichen Hotel vor Ort brachte den Zusatznutzen mit sich, dass wir beim Frühstück und beim Abendessen – und auch noch beim „Night Cup“ – die Probleme mit genügend Zeit und ohne Störungen besprechen konnten, so dass wir dafür tagsüber keine Zeit zur Abstimmung benötigten.
Entscheidungen und deren Umsetzung
Bei der Bewältigung einer Krise – besonders dann, wenn sich das Unternehmen vor oder innerhalb der Insolvenz befindet – hat man grundsätzlich mit Zeitknappheit zu kämpfen. Entscheidungen müssen schnell vorbereitet, gefällt und umgesetzt werden, und die Prüfung der notwendigen und vorhandenen Ressourcen fällt häufig dieser Zeitknappheit zum Opfer.
Wenn man allerdings das Glück hat, mit einem Partner in einem derart komplexen Projekt zusammenzuarbeiten, dann kann man die unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungsschwerpunkte gut für schnelle und intelligente Problemlösungsprozesse nutzen. In Zweifelsfällen konnten wir die „Nüsse, die wir zu knacken“ hatten, schnell in zwei privaten und professionellen Netzwerken diskutieren lassen.
Ein bisschen Chemie
Zu der notwendigen „Passung“ in Fach-, Sozial- und Führungskompetenz, die ich schon angesprochen habe, kommt – unverzichtbar – eine vergleichbare Wellenlänge in den Persönlichkeiten, kurz: „die Chemie muss stimmen!“ Da ich meinen Kollegen Thomas Mertens schon seit vielen Jahren kenne und schätze, und da ich bereits in einem anderen Projekt erfolgreich mit ihm zusammengearbeitet habe, war mir klar, auf was ich mich in dieser Zusammenarbeit einlassen würde. Und das Ergebnis gab mir Recht: die Zusammenarbeit war sehr gut, und wir haben das Ziel – den Verkauf des sanierten Unternehmens – erreicht. Eine wesentliche Grundlage für diesen Projekterfolg besteht in den Werten, von denen Thomas und ich uns in unserer Arbeit leiten lassen: Konzentration auf Ergebnisse, Konzentration auf das jeweils Wichtige, Nutzung der Stärken, Fordern und Fördern, Verantwortung, Vorbild und Vertrauen.
Über das in diesem Text genannte Sanierungsprojekt hat die Deutsche Interim AG auf ihrer Website einen Projektbericht veröffentlicht:
Mein Fazit: „Das Alter ist irrelevant, es sei denn, Du bist ein Rotwein.“ (Joan Collins)
Autor:
Martin Steidl
Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing.
Ab 1999 als Unternehmensberater, seit 2004 als Interim-Manager tätig:
- Maschinen- und Anlagenbau, Fahrzeugbau, Metalle/Kunststoffe
- Krisenmanagement, Restrukturierung, Sanierung
- CRO, CEO oder CFO
- Seit dem 01. Oktober 2014 bin ich Mitglied der DDIM.
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