Wie Interim-Management den Kulturwandel in Unternehmen beeinflusst

Ein Beitrag von DDIM Partnerin Silke Burgers, Vice President Contract Talent Interim Deutschland u. a. // Robert Half

Interim-Manager sind Sanierungsexperten. Dennoch treffen die Spezialisten auf Zeit im Mandat auf Verhaltensweisen, festgefahrene Routinen und eine Unternehmenskultur, die Veränderung oft als Bedrohung empfindet.

Pläne sind meist nur so gut wie das Ergebnis, das sie schließlich produzieren. Interim-Manager sind Meister darin, mit neuen Plänen ihre Tätigkeit in Unternehmen aufzunehmen. Doch sie treffen selten auf ein unbestelltes Feld, auf dem sie gestalten können. Eher ist es so, dass sie Strukturen vorfinden, die sie zunächst für die anstehende Transformation begeistern müssen.

Denn Interim-Manager sind nicht Teil des Alten. Sie haben keine historischen Loyalitäten und unternehmenspolitischen Abhängigkeiten, die sie limitieren. Sie können demzufolge den Finger in die Wunde legen: Wo sind Zuständigkeiten nicht geklärt? Wo sind die Engpässe, die Entscheidungen unnötig verlangsamen? Wie ist die Meetingkultur produktiv aufgesetzt? Interim-Manager arbeiten sich genau durch diese W-Fragen und schaffen so einen klaren Rahmen: Rollen werden neu definiert, harte Fristen gesetzt und eine gelebte Entscheidungskultur etabliert.

Wie Interim-Manager Projekte angehen
In „A review of effective interim leadership and management: a cyclical model of interim assignments“ von 2021 lässt sich gut ableiten, wie das Idealbild einer Projektübernahme im Interim-Management verläuft und wie die Wechselbeziehung zwischen Interim-Manager und Unternehmen gestaltet sein muss.

Die Präparation (Vorbereitung)
Für das Mandat wird geklärt, welche Tätigkeiten der Auftrag beinhaltet. Wie sieht die Governance-Struktur aus, welche Stakeholder müssen eingebunden werden? Dazu gehört auch die Überprüfung des eigenen Profils, der kontextuellen Erfahrung. Kennt der Interim-Manager die Branche, hat er Projekte in einem vergleichbaren Reifegrad bereits betreut? Kann er die zeitliche Dimension abbilden und mit möglichem Druck umgehen?

Der Einstieg
In der Startphase ist eine der Kernaufgaben für den Interim-Manager, eine schnelle Diagnose zu erstellen. Dazu zählt auch das Stakeholder-Mapping. Welche Bereiche im Unternehmen müssen eingebunden oder zumindest transparent informiert werden? Für den Vertrauensaufbau im Unternehmen, für das der Interim-Manager mandatiert ist, lohnt es sich, frühe „Quick Wins“ zu definieren und niedrigschwellig zu realisieren.

Die Lieferung
Ob das Mandat erfolgreich ist oder nicht, hängt maßgeblich vom Ergebnis ab. Denn zwar wird der strategischen Fähigkeit der Experten immer noch ein hoher Stellenwert beigemessen, allerdings zeigt sich der wahre Wert in der operativen Umsetzung. Im Umkehrschluss heißt das: klare Prioritätensetzung, nachvollziehbare Messgrößen und eine kurze Taktung für maximale Transparenz. Im täglichen Wirken bedeutet das, dass es entscheidend darauf ankommt, klar zu kommunizieren, sich diszipliniert an den angekündigten Plan zu halten und getroffene Entscheidungen durchzuhalten.

Die Übergabe
Besonders wichtig für erfolgreiche Projekte ist die Ergebnissicherung. Sie umfasst den logistischen Teil. Hierfür übergibt der Interim-Manager das Projekt vollständig zurück ins Unternehmen bzw. die künftig dafür zuständige Linie. Er sorgt dafür, dass das aufgebaute Wissen im Unternehmen verbleibt und die neu geschaffenen Routinen im Unternehmen verankert werden. Dazu gehören KPIs; zugleich werden Verantwortlichkeiten klar definiert.

Wirkung ist alles
Vor dem Hintergrund, dass die Wirksamkeit das Maß aller Dinge erfolgreicher Projekte ist, schafft der Interim-Manager Ergebnisse, die jeder Stakeholder versteht. Wie schnell wird entschieden? Wie hoch ist die Umsetzungsquote, wie hoch ist die Termintreue, und wie viel Nacharbeit ist nötig?

Erfahrene Interim-Manager ersetzen stundenlange Meetings durch kurze, ergebnisorientierte Formate. Updates erfolgen kompakt und asynchron; Präsenzzeit gilt Plan-Abweichungen und Entscheidungen. Wenn sie den Median der Entscheidungsdauer (Time-to-Decision) senken, die Umsetzungsquote nach dem ersten Monat erhöhen und die Nacharbeitsquote reduzieren, sind sie ein wesentlicher Baustein für erfolgreichen Wandel.

Silke Burgers ist Vice President Contract Talent Interim Germany, France and Switzerland. Seit mehr als 18 Jahren hilft sie Unternehmen dabei, die richtigen Fachkräfte zu finden und im Gegensatz dazu, versierte Branchenkenner mit spannenden Unternehmen zusammenzubringen.

Robert Half ist ein globaler, spezialisierter Anbieter von Personal- und Beratungslösungen. Der Interim Management Provider unterstützt Bewerber bei ihrem nächsten Karriereschritt und Unternehmen im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung, der Festanstellung und im Bereich des Interim Managements. Zusätzlich bietet der Provider den Bereich Executive Search für die Vermittlung von ausgewählten Spezialisten und Management Vakanzen in den verschiedensten Branchen. Schwerpunkte sind Finanz- und Rechnungswesen, IT, im kaufmännischen und juristischen Bereich sowie für die Banken- und Finanzdienstleistungsbranche.