Meine Firma hat jetzt ein Cash Office! – ein Was?
Ein Beitrag der DDIM.fachgruppe // Finance
In Krisenzeiten wird sehr oft darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, Liquidität und damit die Fortführung des Unternehmens zu sichern. Zu Recht, denn ohne ausreichende Liquidität wird kein Unternehmen überleben können. Auch wenn diese Erkenntnis nicht neu sein dürfte, streben viele Unternehmen nach neuen Methoden, Cash zu zählen, zu sichern und vorherzusagen.
Seit einem Monat kursiert ein neuer Begriff in der Finanzwelt, der des “Cash Office“. Aber was genau ist ein Cash Office und wie sollte es aufgestellt sein? Als ich vor einem Monat den Begriff zum ersten Mal gehört habe, stellte ich mir eine kleine Kabine aus Plexiglas vor, in dem ein Mann sitzt und Banknoten und Münzen zählt. Diese sicherlich antiquierte Vorstellung reicht heute natürlich nicht aus, um die Aufgaben eines Cash Officer zu beschreiben.
Der Cash Officer
Wenn Cash aktuell als das Wichtigste im Unternehmen angesehen wird, dann muss der Cash Officer die wichtigste Person im Unternehmen sein. Das bedeutet nicht, dass er damit die Rolle des CEO übernimmt und an vielen unternehmerischen Entscheidungen mitwirkt. Er soll aber direkt an den CFO berichten, den Vorstand oder die Geschäftsführung täglich über die Cash-Entwicklung unterrichten und mit den erforderlichen Tools und Vollmachten ausgestattet sein, um seine Arbeit effizient durchführen zu können. In einigen Unternehmen ist der Cash Manager in der Hierarchie ziemlich weit unten angesiedelt und es gibt einige Stufen zwischen dem CFO und ihm. Wenn solche Hierarchieebenen existieren, sollten sie jetzt abgebaut werden. Lange Berichtswege sind in der jetzigen Zeit nicht zielführend. Wenn Cash aktuell das Wichtigste in einem Unternehmen ist, dann sollte der Cash Officer eine sehr gut qualifizierte und erfahrene Person sein. In vielen Unternehmen sind Buchhalter oder Junior Treasurer mit der täglichen Verwaltung der Geldbestände und der Liquiditätsvorhersage betraut. Nicht, dass dieser Personenkreis nicht gut genug für die Aufgabe wäre. Im Gegenteil, es können talentierte und aufstrebende Mitarbeiter diese Rolle innehaben, der Cash Officer muss jedoch auch durchsetzungsfähig und weisungsbefugt sein. Er sollte in der Lage sein, Anweisungen an Finance Manager bei Tochtergesellschaften zu geben und dabei ggfs. auch Widerstände zu brechen. Wenn Cash aktuell das Wichtigste in einem Unternehmen ist, dann muss der Cash Officer über die notwendigen Tools verfügen, um seine Aufgabe schnell und effizient durchzuführen. Idealerweise hat ein Unternehmen ein Treasury Management System (TMS), das täglich alle Kontensalden in einem Unternehmen zusammenführt und über das alle ausgehenden Zahlungen laufen. Dazu kommt ein Modul, über das die Liquiditätsvorhersage läuft. Unternehmen, die nicht über ein solches TMS verfügen, werden sich kurzfristig mit Excel-Lösungen begnügen müssen, da die die Implementierung eines TMS zeitraubend und mit Kosten verbunden ist. Allerdings bieten manche TMS-Firmen zurzeit ihre Basismodule kostenfrei an. Es kann sich lohnen, deren Angebote genauer anzuschauen. Diese Maßnahmen klingen recht drastisch, sind aber eine notwendige Voraussetzung, wenn der CEO es ernst meint, wenn er sagt “Cash is King“ oder “Wir müssen die Liquidität sichern“. Der Cash Officer muss auch nicht dauerhaft eine gehobene Position innehaben. Sobald die Krise vorbei ist und andere Unternehmensziele, z. B. Gewinnoptimierung oder die Etablierung neuer Vertriebswege wieder in den Vordergrund treten, kann die krisenbedingt exponierte Stellung des Cash Officer auch wieder auf ein normales Maß zurückgeführt werden. Allerdings sollten die Arbeiten, die er in dieser Zeit geleistet hat, nachhaltig sein und das Unternehmen auch in die Zukunft begleiten.
In vielen Unternehmen wird die Rolle eines Cash Officer intern besetzt werden können. Aber es wird auch Unternehmen geben, für die die Fokussierung auf Cash relativ neu ist oder in denen keine erfahrene Persönlichkeit für diese Aufgabe zur Verfügung steht. Hier kann ein Unternehmen mit dem Einsatz eines Interim Managers wirksam Abhilfe schaffen. Interim Manager sind erfahren, sich schnell in die Prozesse eines Unternehmens einzuarbeiten und Ergebnisse zu erzielen, die den Vorstand oder die Geschäftsführung in die Lage versetzen, unternehmerische Entscheidungen in Krisenzeiten zielgerichtet zu treffen. Viele Interim Manager sind Mitglied im führenden deutschen Verband, Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V. (DDIM). Weitere Informationen sind unter ddim.de abrufbar.
Nächste Woche wird diese Reihe mit dem Beitrag fortgeführt „Wie sollte eine Liquiditätsvorhersage in Krisenzeiten aussehen?“
Die Fachgruppe Finance bei der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V. besteht aus erfahrenen Interim-Finanzmanagern. Sie bietet die geballte Expertise von krisenerprobten Managern mit langjährigen Erfahrungen in allen Finanzbereichen an. Wir sehen uns als Business Partner, die im Interim Management Unternehmen schnell und effizient unterstützen und Fragen zu komplexen Sachverhalten im Finanzbereich beantworten können. Das Expertenteam arbeitet inhaltlich an ausgewählten Fragestellungen aus den Bereichen Finance & Accounting, Controlling, Finanzierung, Treasury, interne Revision und Steuern.
Wenn Sie Fragen zu diesen oder anderen finanzbezogenen Vorgängen haben, steht Ihnen ein Ansprechpartner aus der Fachgruppe Finance zu einem unverbindlichen Informationsgespräch, auch als Sparringspartner, zur Verfügung. Schreiben Sie uns über finance@ddim.de . Wir werden uns schnellstmöglich mit Ihnen in Verbindung setzen.
Darüber hinaus werden wir in den nächsten Wochen regelmäßig Veröffentlichungen über finanzrelevante Themen in dieser Krisenzeit vornehmen.
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.
Paul Stheeman
[Fachgruppenleiter Finance]
Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V.
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