Gestalter auf Zeit: Die zunehmende Bedeutung von Interim Managern in Unternehmen

Ein Beitrag von DDIM Partnerin Silke Burgers, Vice President Contract Talent Interim Deutschland u. a. // Robert Half

Umstrukturierung, Transformation, Wissenslücken oder zur Überbrückung offener Stellen. Das Interim-Management gibt es nicht erst seit gestern, aber vor den sich veränderten Arbeitsmarktbedingungen und entsprechendem Wettbewerbsdruck in allen Bereichen kommt ihm eine ganz neue Rolle zu. Silke Burgers, Vice President Contract Talent Interim Deutschland, Frankreich und der Schweiz bei Robert Half, schreibt über diese neue Rolle und wie viele Unternehmen nahezu ad hoc mit der Lösung genannter Herausforderungen beginnen könnten.

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Chief Financial Officer (CFO) und befinden sich mitten in einer entscheidenden Phase der Einführung von SAP S/4 HANA. Noch vor dem Start scheidet die designierte Projektleitung aus dem Unternehmen aus. Innerhalb weniger Wochen steht das gesamte Vorhaben vor dem Aus.

Neben den unternehmensinternen Fragen, warum die Leitung in der kritischen Anfangsphase des Projekts zur Konkurrenz gewechselt ist, drängt der Zeitplan und das Bord will wissen, welche Auswirkungen die entstandene Lücke auf die Sicherheit des Unternehmens hat?

Das sind Druckphasen, die in Unternehmen immer wieder auftreten. Wie soll sich das Unternehmen verhalten? Es kann die Stelle neu ausschreiben und warten – allerdings dauert es 2024 in Deutschland durchschnittlich sieben Monate, um eine offene Leitungsposition zu füllen. Das Projektteam ist dann noch nicht zusammengestellt.

Kann der CFO kommissarisch alle Aufgaben anstoßen, die nun liegen bleiben?

Die Auswirkungen dieser einen Personalie können verheerend sein: Das Projekt wird geparkt und auch die Stakeholder könnten das Vertrauen an der erfolgreichen Umsetzung des Projektes verlieren. Schließlich steht auch die Einhaltung von Compliance-Vorschriften auf dem Spiel und damit nichts weniger als die Unternehmensreputation.  Denn SAP S/4 HANA Finance ist als unternehmensbezogenes Projekt besonders kritisch. Daten aus einem Altsystem müssen in das neue System migriert werden, und das bei laufendem Betrieb.

Missglückt dieses Vorhaben, kann dies in der Buchhaltung zu massiven Backlogs bei Buchungen führen oder Stammdaten sind falsch zugeordnet. Mitunter wurden die Harmonisierung und das Data Clearing versäumt, bzw. dafür zur wenig Zeit eingeräumt.

Gerade diese verworrenen Geflechte aus Unsicherheit und fehlender Expertise ordnen Interim-Manager. Wenn sie die Projektführung übernehmen, kennen sie diese Situationen. Es stimmt: Die Geschichten aus dem Unternehmeralltag sind nicht immer gleich, aber sie reimen sich sehr oft. Gerade in dieser Situation benötigen Unternehmen Sicherheit für Ihre Projekte durch die langjährige Berufs- und Projekterfahrung des Interim Managers.

Interim-Manager kommen, sehen und machen

Denn Interim-Manager sind wahre Troubleshooter, die nahtlos die Rolle des High-Performers einnehmen können und Projekte sofort wieder aufnehmen können. Die Rolle des Interim-Managers ist nicht mehr nur als wichtige Gelenkstelle auf Zeit in ein Unternehmen, sie kann sogleich auch das gesamte Projekt exponieren.

Die Berichtslinien bleiben davon unberührt. Der Interim-Manager wirkt in das Projekt samt externer Auftragserfüllung, der CFO wird über den Fortgang der Umsetzung engmaschig informiert. Die Projekthoheit verbleibt beim CFO.

Was kostet ein Interim-Manager

Je nach Erfahrungsstufe, Wissensportfolio und Wirkbereich im Unternehmen können sich die Zahlen unterscheiden. Durchschnittlich liegt ein Interim-Manager in solch einem Projekt bei einem Tagessatz von 1800 Euro. Ist er nun 20 Arbeitstage im Monat für ein halbes Jahr im Einsatz, ergeben sich Gesamtkosten von 216.000 Euro plus MwSt. für das Unternehmen.

Im Umkehrschluss lassen sich die Rekruitierungskosten für einen Projekt Manager wie folgt berechnen:

  1. Headhunter – Das Unternehmen nutzt einen Personalberater, um die Stelle zu besetzen. Hier werden durchschnittlich 30 Prozent Vermittlungsgebühr auf das erste Jahresgehalt fällig. In der Festanstellung liegen solche Kandidaten zwischen 150.000 bis 180.000 Jahresgehalt, so dass hier die Vermittlungsgebühr bei 45.000 bis 60.000 liegt.
  2. Opportunitätskosten – Wertschöpfungsverlust des Unternehmens durch die offene Vakanz in der Time-to-Hire-Phase. Ausgehend von den 150.000 Euro Jahressalär ergeben sich rund 12.500 Euro Monatsgehalt. Sieben Monate benötigt ein Unternehmen, um eine Stelle zu besetzen.

Also: 12.500 Euro x 7 Monate = 87.500 Euro.

Die Gesamtkosten für die offene SAP S/4 HANA-Projektleitung belaufen sich somit auf 132.500 Euro plus Lohnnebenkosten. Dann ist für das Projekt allerdings noch nicht der Startschuss gefallen oder das Projektteam zusammengestellt. In diesem Szenario ist der Einsatz des Interim-Managers aus unternehmerischer Sicht sogar effizienter. Denn mit dem Interim-Manager beginnt das Projekt sofort und er bringt im Idealfall auch gleich Antworten für wichtige Folgefragen mit. Aufgrund der veränderten Marktdynamiken entwickeln sich auch Interim-Manager weiter und gestalten ihre Alleinstellungsmerkmale aus. Wenn das Unternehmen im Allgemeinen und der CFO im Besonderen in Projektabschlüssen denken, werden Interim-Manager diese Bedürfnisstillung in ihr Fähigkeitsportfolio aufnehmen.

Silke Burgers ist Vice President Contract Talent Interim Germany, France and Switzerland. Seit mehr als 18 Jahren hilft sie Unternehmen dabei, die richtigen Fachkräfte zu finden und im Gegensatz dazu, versierte Branchenkenner mit spannenden Unternehmen zusammenzubringen.

Robert Half ist ein globaler, spezialisierter Anbieter von Personal- und Beratungslösungen. Der Interim Management Provider unterstützt Bewerber bei ihrem nächsten Karriereschritt und Unternehmen im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung, der Festanstellung und im Bereich des Interim Managements. Zusätzlich bietet der Provider den Bereich Executive Search für die Vermittlung von ausgewählten Spezialisten und Management Vakanzen in den verschiedensten Branchen. Schwerpunkte sind Finanz- und Rechnungswesen, IT, im kaufmännischen und juristischen Bereich sowie für die Banken- und Finanzdienstleistungsbranche.