Text: Thomas Harrer

Die Digitale Transformation bestimmt täglich die Schlagzeilen und macht auch vor den Anforderungen an das Interim Management nicht Halt. So müssen sich Interim Manager folglich wesentlich mehr mit technologischen Aspekten beschäftigen, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Und auch die Industrie muss reagieren, um in Zukunft nicht das Nachsehen zu haben und wettbewerbsfähig zu bleiben. Bis 2025 könnte Europa einen Zuwachs von 1,25 Billionen Euro an industrieller Bruttowertschöpfung erzielen, aber auch einen Wertschöpfungsverlust von 605 Milliarden Euro erleiden (Studie von Roland Berger Strategy Consultants im Auftrag des BDI, Februar 2015). Laut dieser Umfrage des BDI beschäftigen sich 55 Prozent der deutschen Industrieunternehmen intensiv mit dem Thema Digitale Transformation – ca. ein Drittel aller Unternehmen schätzt dabei die eigene digitale Reife als hoch oder sehr hoch ein.

Wenn man jedoch die Auswirkungen eines Verschlafens der Entwicklung bedenkt, ist es erschreckend, dass sich nur knapp über die Hälfte aller Unternehmen mit der Digitalen Transformation intensiv beschäftigen.

Die meisten Unternehmen werden das Thema nicht mit den eigenen Ressourcen stemmen können und sind auf externes Know-how angewiesen. Und hier liegt die große Chance für das Interim Management. Die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern ermöglicht einen schnellen und flexiblen Rückgriff auf umfassendes Kompetenzniveau, um schnell auf Entwicklungen reagieren zu können.

Jedes Unternehmen muss sich darauf einstellen, dass sich in einer dynamischen Welt die Realitäten schnell ändern und Planungen zunehmend komplexer werden. Dies erfordert ein hohes Maß an Agilität und somit einen stärkeren Fokus mit projektwirtschaftlichen Strukturen.

Welche Profile werden gesucht?

Die zehn gefragtesten Jobs im Jahre 2010 haben im Jahre 2004 noch nicht existiert (Bitkom, 2013). Knapp neun von zehn Unternehmen (87 Prozent) gehen davon aus, dass die Digitalkompetenz der Beschäftigten genauso wichtig wird wie fachliche oder soziale Kompetenz. Vier Prozent erwarten sogar, dass Digitalkompetenz zur wichtigsten Fähigkeit von Arbeitnehmern wird (Bitkom, 30.06.2016 Digitalisierung schafft neue Jobs für Fachkräfte).

Diese Entwicklung nimmt weiter zu und bedeutet für das Interim Management, dass neue Kompetenzen gefragt sind. Ein Interim Manager musste schon immer ein guter Change-Manager sein. Diese Kompetenz wird umso wichtiger, sodass sich die klassischen silohaften Strukturen in Unternehmen mehr und mehr zu einer Projektorganisation entwickeln werden. Abteilungen wie Marketing, Vertrieb und IT werden interdisziplinärer und sind nicht mehr klar voneinander zu trennen.

Um diesen Prozess optimal begleiten zu können, ist Kommunikationsstärke und eine hohe emotionale Intelligenz notwendig, um die Mitarbeiter mit auf die Reise zu nehmen. Anders wird man die alten Strukturen nicht zu agilen Projektorganisationen aufbrechen können.

Um ein Unternehmen aber wirklich nachhaltig unterstützen zu können, ist vor allem ein tiefgreifendes Verständnis für beide Welten, analog und digital, notwendig. Meines Erachtens müssen sich Interim Manager in Zukunft noch mehr mit der digitalen Welt befassen, um als Moderator zwischen den beiden Welten agieren zu können.

In unseren Bereichen Sales & Marketing und Finance haben wir bereits viele Anfragen, bei denen es um Umstrukturierung und Change-Management geht. Was von einem Interim Manager jedoch immer gefordert wird, ist ein Change-Management mit einer hohen emotionalen Intelligenz und einem tiefgreifenden Verständnis für die Verzahnung von Marketing und IT.