Wenn die Zeit drängt – Wie Testamentsvollstrecker rasch einen passenden Interimsmanager finden
Ein Beitrag von Peter Hinrich Meier und Volker Rojahn für DDIM Partner HDI Jahreis & Kollegen
Interimsmanager in der Unternehmensnachfolge: Ein Thema, über das man nicht gerne spricht, aber dem man sich rechtzeitig und verantwortungsvoll stellen muss: Plötzliche Todesfälle von Unternehmern oder geschäftsführenden Gesellschaftern können für ein Unternehmen existenzielle Folgen haben. Gerade im Mittelstand sind Nachfolgeregelungen oft unzureichend vorbereitet.
In manchen Fällen trägt der ernannte Testamentsvollstrecker die Verantwortung, das Unternehmen kurzfristig handlungsfähig zu halten – eine Aufgabe, die neben der Nachlassabwicklung auch unternehmerisches Verständnis und schnelle Entscheidungen erfordert. Die Einsetzung eines Interimsmanagers kann hier eine entscheidende Brücke sein, um Zeit zu gewinnen, Werte zu sichern und die Gesamtsituation zu stabilisieren.
Von zentraler Bedeutung ist hierbei jedoch, dass der Testamentsvollstrecker unmittelbar nach dem Todesfall sein Amt annehmen und auch ausfüllen kann. In der Praxis helfen hierbei Vollmachtlösungen, die es dem Testamentsvollstrecker ermöglichen, umgehend zu handeln, bis er sich durch Vorlage eines Testamentsvollstreckerzeugnisses legitimieren kann.
An dieser Stelle kommt eine erfahrene Führungskraft in Person eines Interimmanagers auf den Plan – Management auf Zeit. Er oder sie übernimmt temporär Verantwortung, bringt Struktur in chaotische Situationen, stabilisiert operative Abläufe und schafft eine Vertrauensbasis bei Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und Banken. Gerade in der sensiblen Phase nach einem Todesfall im Unternehmen ist der Einsatz solcher Experten essenziell für die geordnete Fortführung der Unternehmensaktivitäten. Doch wie findet man innerhalb weniger Tage die passende Person?
Die richtige Auswahl eines Interimsmanagers erfolgt häufig über spezialisierte Interim Management Provider. Diese verfügen über ein kuratiertes Netzwerk einsatzbereiter Manager, die innerhalb weniger Tage verfügbar sind. Die Auswahl beginnt mit einer schnellen, aber präzisen Analyse: Wie ist die aktuelle Ausgangssituation? In welchem Zustand befindet sich das Unternehmen? Welche Aufgaben sind unmittelbar zu erledigen? Welche Führungsqualitäten, Branchenkenntnisse und persönlichen Eigenschaften sind für die anstehende Aufgabe erforderlich?
Im Auswahlprozess unter Zeitdruck sind bestimmte Kriterien besonders relevant:
- Verfügbarkeit der Interim Manager innerhalb weniger Tage
- Nachweisbare Erfahrung in ähnlichen Sondersituationen
- Referenzen aus vergleichbaren Mandaten
- Fähigkeit, ein klares Mandat kurzfristig zu übernehmen und Ergebnisse zu liefern
Neben der reinen Fachkompetenz sind insbesondere soziale Fähigkeiten entscheidend. Ein Interimsmanager muss gerade in dieser Situation empathisch agieren, ohne sich vereinnahmen zu lassen, und gleichzeitig klare Entscheidungen treffen können. Häufig sind familiäre Spannungen oder Unsicherheiten im Team zusätzliche Herausforderungen.
Worauf kommt es also bei der Auswahl wirklich an? Neben klassischer Managementerfahrung zählen insbesondere:
- Empathie und Kommunikationsstärke
- Erfahrung in und mit Familienunternehmen
- Verständnis für rechtliche, steuerliche und emotionale Rahmenbedingungen
- Diskretion, Loyalität und persönliche Integrität
Eine strukturierte Checkliste für den Auswahlprozess kann helfen, unter Zeitdruck nichts zu übersehen:
- Klare Zieldefinition für den Interimsauftrag
- Festlegung der wichtigsten Kompetenzen und Eigenschaften
- Einholung von Profilen über einen erfahrenen Interim Provider
- Abstimmung mit relevanten Beteiligten (z. B. Erben, Beirat)
- Vertragsgestaltung: Tagessatz, Aufgabenbeschreibung, Kündigungsmöglichkeiten
- Definition der Einsatzdauer und eines Exit-Szenarios
Ein Beispiel aus der Praxis: In einem mittelständischen Unternehmen verstarb der alleinige Gesellschafter und Geschäftsführer überraschend. Die Familie war mit der Führung überfordert, die Belegschaft verunsichert. Innerhalb von fünf Tagen konnte ein erfahrener Interimsmanager mit Branchen- und Restrukturierungserfahrung über einen Provider vermittelt werden. Er übernahm die operative Steuerung, stabilisierte die Liquidität und strukturierte die Kommunikation nach innen und außen. Nach vier Monaten war das Unternehmen geordnet übergabereif. Die Familie konnte sich auf eine Verkaufsentscheidung konzentrieren, ohne das Tagesgeschäft tragen zu müssen.
Für Testamentsvollstrecker empfiehlt sich folgendes Vorgehen:
- Frühzeitige Identifikation geeigneter Interim Provider
- Beratung der Mandanten zur Notwendigkeit einer Notfallplanung (z. B. in Familienunternehmen)
- Nutzung von Checklisten und Fallbeispielen zur Argumentationshilfe
- Kooperation mit qualifizierten Interim Managern zur schnellen Aktivierung im Ernstfall
Fazit: Im Unternehmensnachlass zählt oft die Handlungsfähigkeit in der ersten Woche. Wer als Testamentsvollstrecker vorbereitet ist, kann aktiv gestalten, statt nur zu verwalten. Der gezielte und gut vorbereitete Einsatz eines Interimsmanagers ist in vielen Fällen der Schlüssel zur Sicherung von Unternehmenswerten – und damit zur Wahrung der Interessen der Erben, Gläubiger und Mitarbeitenden gleichermaßen.
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StB Peter Hinrich Meier
- Fachberater für Nachlassgestaltung und Testamentsvollstreckung (DStV e.V.)
- Mitglied im Ausschuss 31 für „Vereinbare Tätigkeiten“ der Bundessteuerberaterkammer, Vorsitzender des Verbandes berufsmäßig Bevollmächtigter e. V.
Volker Rojahn
- Studium der Wirtschaftswissenschaften, Universitäten Würzburg und Stuttgart-Hohenheim, Abschluss: Diplom-Ökonom (Vertiefungsrichtung Agrarökonomie)
- ROJAHN – CONSULTING – Coaching | Mediation l Personalberatung
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