Mehr wirksame Interim Manager braucht das Land!

Warum klare Positionierung und Weiterbildung insbesondere jetzt entscheidend sind – Ein Beitrag von DDIM Partner Jan Griesbach und Interim Management Coach Sabine Eichler

Die Wirtschaft erlebt einen erheblichen Mangel an Fach- und Führungskräften – eine Herausforderung, die sich aktuellen Prognosen zufolge in den kommenden Jahren weiter verstärken wird. Gleichzeitig suchen junge Talente nach neuen und flexiblen Arbeitsmodellen, die ihnen ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Freiheit bieten. Interim Management wird daher immer attraktiver, sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite. Aber es braucht nicht einfach mehr Interim Manager, sondern solche, die mit Kompetenz und Wirksamkeit überzeugen. Welche Kompetenzen sind heutzutage von Interim Managern gefordert? Und wie können sie ihre Wirksamkeit verbessern?

Antworten darauf lassen sich aus einer Umfrage unter Interim Managern ableiten, welche die Reckers & Griesbach GmbH kürzlich durchgeführt hat. Sie ist die Grundlage für ein Gespräch zwischen Jan Griesbach, Geschäftsführer der Reckers & Griesbach GmbH und Experte für Executive Search und Interim Management sowie Sabine Eichler, Geschäftsführerin der change and grow GmbH und Coach für Interim Manager.

Sabine Eichler: Die Umfrage zeigt, dass generell eine positive Grundstimmung für die Zukunft des Interim Managements herrscht, gleichzeitig nehmen Herausforderungen und Komplexität in den Mandaten signifikant zu. Wie können Interim Manager unter diesen Umständen wirksam sein?

Jan Griesbach: Interim Manager sind dann wirksam, wenn es ihnen gelingt, die Herausforderungen der Unternehmen zu bewältigen, die sie im Rahmen ihrer Mandate verantworten. Ich denke da beispielsweise an Transformationen im Allgemeinen oder Digitalisierung im Speziellen. Digitale Kompetenz ist heutzutage unerlässlich. Die Pandemie hat insbesondere hier beschleunigend gewirkt, und Interim Manager müssen zugehörige Transformationsprojekte verstehen und leiten können. Um Herausforderungen dieser Qualität erfolgreich zu bewältigen, benötigen Interim Manager aus meiner Perspektive Kompetenzen, die sich von denen festangestellter Manager unterscheiden. Dabei ist eine ganz zentrale Kompetenz die Fähigkeit, sowohl hands-on als auch strategisch zu arbeiten. Interim Manager müssen in der Lage sein, operative Aufgaben zu übernehmen und zeitgleich die strategische Ausrichtung ihres Verantwortungsbereichs im Blick zu behalten und zu steuern. Das allein reicht jedoch nicht aus. Es werden auch persönliche Kompetenzen benötigt.

Sabine Eichler: Auch dazu liefert die Studie Hinweise. Als Erstes wird die Fähigkeit genannt, Krisen zu managen. Interim Manager müssen unter Druck schnell fundierte Entscheidungen treffen können. Zweitens ist interkulturelle Kompetenz unverzichtbar, da Projekte oftmals global ausgerichtet sind. Drittens ist Empathie bedeutsam für die Gestaltung von vertrauensvollen und tragfähigen professionellen Beziehungen. Diese Aufzählung ist keineswegs abschließend und da wird sehr schnell klar: Es ist ziemlich anspruchsvoll!

Jan Griesbach: Was empfiehlst Du als Coach Deinen Klienten, wie sie damit umgehen sollten?

Sabine Eichler: Eine kontinuierliche Aus- und Weiterbildung in vielfältigen Themen ist aus meiner Sicht einer der Schlüssel für Wirksamkeit und Erfolg von Interim Managern. Ausbildung ist insbesondere dann wertvoll, wenn sie einen klaren Praxisbezug hat und nicht ausschließlich Theorie vermittelt. Zudem sollten strukturierte Ausbildungen ganz gezielt auch Plattformen für den Austausch mit anderen Experten und Managern bieten, weil Teilnehmende so an deren Erfahrungen teilhaben. Spannend fand ich, dass die Umfrage ganz deutlich gezeigt hat, dass viele Interim Manager bereits Weiterbildungsangebote wahrgenommen haben, jedoch häufig bemängeln, dass diese nicht tiefgründig und umfassend genug sind. Als überaus wichtig erachte ich neben Aus- und Weiterbildung die Fähigkeit und Bereitschaft zur ganz persönlichen Reflexion und Veränderung. Interim Manager sind idealerweise in der Lage, ihre eigene Haltung und ihr Handeln zu hinterfragen und anzupassen. Und was empfiehlst Du den Kandidaten, mit denen Du sprichst?

Jan Griesbach: Der erste Erfolg von Interim Managern ist, das Vertrauen des Kunden und auf dieser Basis das Mandat zu erhalten. Damit das gelingt, ist eine klare Positionierung und Bewusstheit bezüglich des eigenen Alleinstellungsmerkmals (USP) unabdingbar! Ich spreche täglich mit Kandidaten, die dazu keine oder lediglich eine unklare Aussage treffen. Außerdem ist es Kunden meiner Erfahrung zufolge im Gespräch mit Kandidaten wichtig, dass diese die Herausforderungen des Unternehmens in den Fokus nehmen und nicht ausschließlich über sich selbst sprechen. Ein überzeugender Pitch seitens des Kandidaten ist die Gesprächsgrundlage, doch danach sollte es im weiteren Verlauf um den Kunden gehen! Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist der Nutzen, der durch kollegiale Reflexion oder auch Coaching entsteht. Speziell zu Beginn eines Mandats ist die Unterstützung durch erfahrene Kollegen oder einen Coach sehr förderlich. So entsteht eine Gelegenheit zum Austausch abseits der unmittelbaren Situation im Unternehmen; in einer geschützten Umgebung wird die Herangehensweise an die aktuellen Herausforderungen gemeinsam überdacht und abgestimmt. Eine solche Form der Unterstützung fördert gleichzeitig das individuelle Wachstum des Interim Managers in der aktuellen Aufgabe und ist förderlich für die Zielerreichung im Sinne des Kunden. Interim Manager sollten sich darüber hinaus aktiv in Netzwerken engagieren, um sichtbar zu werden und zu bleiben. Das ist förderlich für die Akquise, insbesondere in einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Die Zukunft des Interim Managements sieht meiner Wahrnehmung nach sehr vielversprechend aus – sich als Kandidat ganz klar und bewusst im Markt zu positionieren, ergibt sehr viel Sinn und ist die Grundlage für persönlichen Erfolg.

Fazit

Als Interim Manager heute und zukünftig erfolgreich und wirksam zu sein, ist anspruchsvoll: Zur Bewältigung von zunehmend komplexen Herausforderungen in Unternehmen sind vielfältige persönliche und inhaltliche Kompetenzen gefragt. Der globale Wandel der letzten Jahre wirkt hierbei verstärkend. Es ist empfehlenswert, sich umfassend und kontinuierlich aus- und weiterzubilden. Zur Gewinnung des Kundenvertrauens ist zudem ein professionelles Selbstverständnis erforderlich, das in einer klaren, überzeugenden Positionierung des Interim Managers sichtbar wird. Für weitere Informationen rund um das Thema Interim Management besuchen Sie gern die Webseiten der Reckers & Griesbach GmbH und der change and grow GmbH.

Jan Griesbach ist Geschäftsführer der Reckers & Griesbach GmbH und Experte für Executive Search und Interim Management. Kunden und Kandidaten profitieren von seinen detaillierten Kenntnissen in einer Vielzahl von Branchen. Jan’s Leidenschaft liegt im Zusammenbringen verschiedener Charaktere und in der Lösung der damit verbundenen Herausforderungen. Sein Motto: Taten sagen mehr als Worte!

Sabine Eichler ist Geschäftsführerin der change and grow GmbH und Coach für Interim Manager. Sabine hat umfassende Erfahrungen in persönlicher und organisationaler Veränderungsbegleitung. Aus ihrer Sicht enthält jede Veränderung eine Chance. Sie kann Potenziale erkennen und hilft bei deren Entfaltung. Ihr grundlegender Ansatz: Wer Veränderung gestaltet, wird daran wachsen.