Trust-based Leadership – Reif für die digitale Transformation?

Eine praxisorientierte Selbsteinschätzung für Führungskräfte | Gerrit Hoeborn // FIR e. V. an der RWTH Aachen

Die digitale Transformation von Unternehmen schreitet in rasantem Tempo voran. Während einige Organisationen den Status eines Vorreiters erreichen, tun sich andere mit dem Wandel schwer. Dieses Phänomen untersuchte das FIR an der RWTH Aachen gemeinsam mit seinem internationalen Partner Patterns of Digitization Lab der North Carolina State University (NCSU). Dabei ging es insbesondere darum, zu verstehen, wie „sich digital entwickelnde“ Organisationen, die nach wie vor die Mehrheit darstellen, von „digital reifen“ Organisationen unterscheiden. Die Untersuchung bei weltweit rund 560 Entscheidungsträgern des mittleren und höheren Managements ergab, dass die Führungskräfte digital reifer Organisationen signifikant andere Verhaltensmuster als sich digital entwickelnde Organisationen an den Tag legen (Abbu et al. 2020; Gudergan et al. 2019; Gudergan et al. 2021). Sie stimmen die personellen und finanziellen Ressourcen auf die Strategie ab, schaffen ein kollaboratives, flexibles Entwicklungsumfeld und fördern eine offene, transparente Kommunikation (Mugge et al. 2020).

Die Studienergebnisse zeigen dabei deutlich, dass sich eine digitale Transformation mehr um die Menschen als um digitale Technologien dreht. Der individuelle digitale Wandel erfordert organisatorische Veränderungen, die kundenorientiert sind und von der Führung getragen werden müssen. Häufig gilt es, die Unternehmenskultur radikal infrage zu stellen und Technologien zu nutzen, die Mitarbeitern Chancen zur eigenständigen Weiterentwicklung eröffnen. Vertrauen ist hierbei das zentrale Element erfolgreicher Führungskräfte im digitalen Zeitalter. Diesbezüglich identifizierte das Forschungsteam des FIR und der NCSU im Rahmen seiner Untersuchungen zwei Grundlagen zum Vertrauensaufbau: Kompetenz und Charakter. Wenn ein Mitarbeiter Vertrauen in das Management hat, kann sein Verhalten der gesamten Organisation zugutekommen (Kramer 1999), denn das Vertrauen in die verschiedenen Managementebenen wirkt sich auf die Fähigkeit eines Mitarbeiters aus, seine Aufmerksamkeit auf Aktivitäten zu richten, die einen Mehrwert für das Unternehmen darstellen.

Angesichts der Bedeutung des Handelns einer Führungskraft für den Fortbestand eines Unternehmens und den Erfolg der digitalen Transformation legt die Fachgruppe Digital Leadership am FIR an der RWTH Aachen ihren Fokus auf Modelle, Methoden und Instrumente zur Gestaltung von Führungskonzepten.

In Arbeitskreisen, dem Online-Seminar „Business Transformation: Chancen erkennen in Zeiten der Veränderung“ und dem RWTH-Zertifikatskurs „Business Transformation Manager“, vermittelt sie Wissen und Fähigkeiten für den Auf- und Ausbau der notwendigen organisationalen Fähigkeiten.

Dazu gehört auch ein vom FIR und der NCSU entwickeltes, kostenfreies Digital Leadership Self Assessment (Dauer ca. 10 min), das es Führungskräften erleichtert, ihren Führungsstil und ihr Verhalten zu reflektieren, Kompetenzlücken aufzudecken und ihr Rollenverständnis neu zu interpretieren.

DDIM Mitglieder können dieses vom FIR und der NCSU angebotene Digital Leadership Self Assessment kostenlos online durchführen. Einfach den Zugangslink anfordern unter: redaktion@ddim.de

Das FIR ist eine gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungs- und Ausbildungseinrichtung an der RWTH Aachen auf dem Gebiet der Betriebsorganisation, Informationslogistik und Unternehmens-IT mit dem Ziel, die organisationalen Grundlagen zu schaffen für das digital vernetzte industrielle Unternehmen der Zukunft. Mit Erforschung und Transfer innovativer Lösungen leistet das FIR einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

Dies erfolgt in der geeigneten Infrastruktur zur experimentellen Organisationsforschung methodisch fundiert, wissenschaftlich rigoros und unter direkter Beteiligung von Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft. Im Zentrum der Betrachtung liegen die industriellen Anwendungsfälle: Future Logistics, Smart Services und Smart Maintenance, Smart Commercial Buildings und Smart Mobility.

Gerrit Hoeborn, Bereichsleiter am FIR an der RWTH Aachen, startete 2019 nach dem Abschluss seiner Masterstudien in China und Deutschland im Bereich Maschinenbau und Betriebswirtschaftslehre am FIR. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter baute er den Bereich Design-Thinking auf und beschäftigte sich mit Zukunftsthemen wie „Nachhaltige Verkehrssysteme“. Seine Laufbahn am FIR setzte er ab 2020 als Fachgruppenleiter Ecosystem Design fort. Seit Mai 2022 verantwortet Hoeborn den Forschungsbereich Business Transformation am FIR. Mit seinem Team wird er nachhaltige Transformationen weiter vorantreiben und Unternehmen dabei unterstützen, Herausforderungen von gesellschaftlicher Relevanz zu lösen. Schwerpunkte sind die Gestaltung und Umsetzung von digitalen Ökosystemen, Twin-Transformationen und Digital Leadership.

Kontakt: Gerrit.Hoeborn@fir.rwth-aachen.de