Sustainable Services – Wie die EU-Taxonomie ein nachhaltiges Servicegeschäft ermöglicht

Ein Beitrag von DDIM Partner Lukas Bruhns, Projektmanager im Bereich Dienstleistungsmanagement // FIR e.V. an der RWTH Aachen

Die EU-Taxonomie schafft einen Rahmen zur Identifizierung und Bewertung ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten, die offiziell nachgewiesen werden müssen. Erlassen am 18. Juni 2020 markiert die Verordnung 2020/852 des Europäischen Parlaments und des Rates einen der Wendepunkte auf dem Weg zu einer klimaneutralen Europäischen Union bis 2050.

Für viele Unternehmen steht die Produktion bei der Realisierung nachhaltiger Aktivitäten im Vordergrund. Zu beachten ist jedoch, dass in der produzierenden Industrie das Servicegeschäft inzwischen 30 % des Umsatzes generiert.[i] Hier liegt also ein großes Potenzial, um das eigene Unternehmen auf die Herausforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorzubereiten.

Doch was bedeutet „nachhaltiges Wirtschaften“ überhaupt? Eine Wirtschaftstätigkeit gilt nach Verordnung 2020/852 als ökologisch nachhaltig, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung eines oder mehrerer der Umweltziele leistet, nicht zu einer erheblichen Beeinträchtigung eines Umweltziels führt, soziale Mindeststandards wahrt und den von der Europäischen Kommission in delegierten Rechtsakten festgelegten technischen Bewertungskriterien entspricht.

Umweltziele der EU-Taxonomie

Insgesamt sechs Umweltziele bilden die Basis für nachhaltige Geschäftstätigkeiten. Sie stellen sicher, dass Geschäfte im Einklang mit den langfristigen Zielen des Pariser Klimaabkommens und den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen stehen.

  1. Das erste Ziel der EU-Taxonomie ist der Klimaschutz. Dabei geht es um Aktivitäten, die dazu beitragen, die Anpassung an den Klimawandel zu fördern.
  2. Das zweite Ziel ist die Anpassung an den Klimawandel. Dies umfasst Investitionen in Infrastrukturprojekte, die den Schutz vor Naturkatastrophen erhöhen.
  3. Das dritte Ziel ist die nachhaltige Nutzung und den Schutz von Wasser- und Meeresressourcen.
  4. Das vierte Ziel ist der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft. Hier geht es um die Optimierung der Ressourcenverwendung und die Minimierung von Abfall, indem Materialien repariert oder recycelt werden.
  5. Das fünfte Ziel ist die Vermeidung und Verringerung von Umweltverschmutzung. Hierzu zählen Investitionen in emissionsarme Transportmittel oder die Umstellung auf umweltfreundliche Verpackungsmaterialien.
  6. Das sechste Ziel ist der Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme. Hier geht es darum, Investitionen zu fördern, die dazu beitragen, die biologische Vielfalt zu erhalten oder wiederherzustellen und Ökosysteme zu schützen.

Auswirkungen auf das Servicegeschäft

Unternehmen mit starkem Servicegeschäft wissen häufig noch nicht, wie sie ihre Services zugunsten verschiedener Umweltziele einsetzen können, ohne gleichzeitig andere Ziele zu beeinträchtigen. So wird das Servicegeschäft von vielen Unternehmen bei der Stärkung ihrer Initiativen zur Nachhaltigkeit noch vernachlässigt. Es fehlt ein Überblick darüber, welches Potenzial die Aktivitäten für die Berichterstattung haben und wie sie darüber hinaus gegenüber dem Kunden eingesetzt werden können, um sich positiv zu positionieren. Neben dem Klimaschutz als priorisiertes Ziel sind insbesondere die Ziele vier und fünf prädestiniert dafür, vom Service unterstützt und positiv beeinflusst zu werden. Welche Strategien sich für Unternehmen dazu eignen, die regulatorischen Nachhaltigkeitsziele zu stärken, untersuchen das Center Smart Services im Ökosystem des FIR und Partner im Rahmen des Benchmarkings Green Service Business.

[i] https://www.afsmi.de/blog_artikel/studie-der-impuls-management-consulting-2020.html

Lukas Bruhns ist Projektmanager im Bereich Dienstleistungsmanagement des FIR e.V. an der RWTH Aachen. In der Fachgruppe Subscription Business Management befasst er sich mit dem Weg von Unternehmen vom klassischen Produzenten zum Service-bzw. Lösungsanbieter und hier insbesondere mit der Entwicklung und Gestaltung von Subscription-Geschäftsmodellen. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf der Integration von ESG-Aspekten in die Geschäftsmodelle sowie den Möglichkeiten des Servicegeschäfts, diese durch nachhaltigere Services gezielt zu unterstützen. In diesem Themenbereich verantwortet er als Projektleiter Beratungs- und Forschungsprojekte für führende europäische Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau.

Lukas Bruhns, M.Sc. | Fachgruppe Subscription-Business-Management im Bereich Dienstleistungsmanagement | FIR an der RWTH Aachen | Tel.: +49 241 47705-212 | E-Mail: Lukas.Bruhns@fir.rwth-aachen.de

Das FIR e.V. an der RWTH Aachen ist eine gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungs- und Ausbildungseinrichtung an der RWTH Aachen auf dem Gebiet der Betriebsorganisation, Informationslogistik und Unternehmens-IT mit dem Ziel, die organisationalen Grundlagen zu schaffen für das digital vernetzte industrielle Unternehmen der Zukunft. Mit Erforschung und Transfer innovativer Lösungen leistet das FIR einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Dazu erschließt das Institut die Potenziale der Digitalisierung als Motor für innovative Geschäftsprozesse mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit. Im Vordergrund stehen Lösungen für eine wertsteigernde Kreislaufwirtschaft, die Ressourceneffizienz und ökologische sowie soziale Verantwortung der Unternehmen in Einklang bringen.