Montage und Test von E-Mobility Leistungselektronik

DDIM Interim Manager Frank Brod von der DDIM.fachgruppe // Automotive im Interview mit Geschäftsführer Wolf Erdmann und dem Strategic Sales Manager DACH der IPTE Germany GmbH, Herrn Rainer Krohmann

DDIM Interim Manager Frank Brod von der DDIM.fachgruppe // Automotive im Interview mit dem Geschäftsführer Wolf Erdmann und dem Strategic Sales Manager DACH der IPTE Germany GmbH, Herrn Rainer Krohmann.

Brod: Herr Erdmann, Herr Krohmann, vielen Dank das Sie sich für die Fragen unserer Fachgruppenmitglieder über die Transformation der Automobilbranche zur Elektromobilität Zeit nehmen.

IPTE ist seit fast drei Jahrzehnten ein bekannter und verlässlicher Partner für die Elektronikproduktion. Ihre Testsysteme sind in der Elektronikentwicklung und Produktion etabliert. Von der Weiterverarbeitung bestückter Leiterplatten bis zum Endgerät bieten Sie seit vielen Jahren Standard und Individualsysteme zur Montage an.

Brod: Wie bedeutend ist die Automobilelektronik für Ihr Unternehmen und sehen Sie Veränderungsbedarf durch die zunehmende Elektromobilität?

Krohmann: Seit Gründung der IPTE vor fast 30 Jahren sind wir schon ein fester Bestandteil der automobilen Lieferkette, sowohl zahlreiche OEMs als auch alle bekannten Tier1 gehören zu unseren Kunden und fast drei Viertel unseres Jahresumsatzes weltweit setzen wir mit Automatisierungs- und Testlösungen aus diesem Bereich um.

Brod: Besteht ein verstärktes Interesse, auch seitens der Automobilhersteller, an Testsystemen der Leistungselektronik und funktionaler Software? 

Krohmann: IPTE ist von jeher als Testhaus und Partner für flexible und vollautomatisierte Testlösungen bekannt. Seit einigen Jahren fragen unsere Kunden immer komplexere Test- und Programmierlösungen für den Bereich Elektromobilität bei uns an. Darum verschiebt sich auch unser Focus immer weiter in dieses Geschäftsfeld. Als international agierender Konzern können wir mit unseren weltweiten Niederlassungen die verschiedenen Trends aufgreifen und in einer Entwicklungsallianz mit unseren Kunden weiterentwickeln.

Brod: Steuergeräte für Antrieb- und Lademanagement werden zunehmend im Hoch-Volt-Bereich bis 800V betrieben. Ist hier bereits die Technologie zum Serientest vorhanden?

Krohmann: Ja, das ist nicht jedermanns Sache, solche hohen Spannungen und Ströme serientestfähig zu machen. Unsere Expertise in diesem Bereich haben wir seit Jahren mit dem Test von Batteriemanagementsystemen, Invertern und kompletten Elektroantrieben immer weiter ausgebaut. Hierbei ist nicht nur der eigentliche Test, die Programmierung und die Kommunikation mit diesen Systemen wichtig, sondern auch eine geeignete Automatisierungslösung.

Brod: Neben Herstelleranforderungen sind zunehmend internationale Normungen für E-Mobilitätstechniken entstanden oder präzisiert worden. Wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeiter für diese neuen Aufgabenstellungen aus Automotive fit zu halten?

Erdmann: Durch einen regelmäßigen Austausch mit unseren Kunden und den globalen Netzwerken schafft es IPTE ständig, auf dem neuesten Stand der Normungen, aber auch der neuesten Technologien zu sein. Vor allem sind die Netzwerke nach Asien und die seit vielen Jahren tief verankerte Zusammenarbeit mit den deutschen OEMs zu erwähnen. Dieses Wissen wird über interne Plattformen und Kompetenzgruppen weitergegeben. Somit gibt es bei IPTE z. B. eine weltweite EV Competence Group, die sich hierzu regelmäßig trifft. Die Mitarbeit in Verbänden, wie dem VDMA, ist diesbezüglich ein weiterer wichtiger Baustein.

Brod: ASPICE-konforme Entwicklungsabläufe werden von Automobilherstellern und -zulieferern eingefordert. Wie erfüllt IPTE diesen Bedarf an strukturierter Vorgehensweise und Dokumentation?

Erdmann: Generell sehen wir durch die direkte Vernetzung mit den OEMs zunehmend Anforderungen an uns gestellt, die bisher oft über unsere Kunden die TIER1s getragen wurden. Hierzu stellt sich IPTE sukzessive auf, entwickelt die internen Prozesse kontinuierlich weiter und passt sie entsprechend an. Sehr wichtig ist es, dass wir als Maschinenbauer prüfen, welche Abläufe wirklich auch uns betreffen und welche nicht, um sowohl hinsichtlich der Prozesse als auch im Hinblick auf die Kosten ein attraktiver Partner zu bleiben.

Brod: Neue Herausforderungen für die Software im Automobil sind Cyber Protection / Cyber Security Anforderungen gemäß UNECE-Standards. Werden von Kunden bereits Fragestellungen zu Softwaretests in diesem Zusammenhang auch an IPTE gestellt?

Krohmann: Das fängt mit den Geheimhaltungsvereinbarungen mit unseren Automotive Kunden an und zieht sich wie ein roter Faden durch alle Abläufe. Die Übermittlung von verschiedenen Entwicklungsständen, die wir mit unseren Kunden austauschen, sind heutzutage nur noch in geschlossenen Netzwerken möglich – unter einer absolut strengen Abschottung. Um weiter in diesem Bereich bestehen zu können, arbeiten wir an der Zertifizierung nach TISAX für den gesamten Konzern.

Brod: Klassische Zulieferer von Komponenten für Verbrennungsmotoren und deren Aggregate stehen vor einem technologischen Wandel. Gerade bei diesen Unternehmen sind Interim Manager der DDIM im Einsatz und unterstützen von Marketing über Entwicklung bis zur Produktion. Wenden sich solche Firmen auch an IPTE und kann IPTE diese „Newcomer“ in der Elektronik ganzheitlich unterstützen?

Krohmann: Ja, gerne nutzen wir auch diese Ressourcen in Großprojekten, die wir abwickeln, und oftmals bringen diese Newcomer auch frischen Wind, neue Ansätze und ihre Erfahrungen mit in unsere Organisation. Der eine oder andere bleibt uns dann auch über einen längeren Zeitraum erhalten und ergänzt unser Team.

Brod: Als global aufgestelltes Unternehmen, wie schätzen Sie den Vorsprung asiatischer Automobilhersteller oder Zulieferer in der Elektromobilität ein? Können deutsche Hersteller aufholen?

Krohmann: Durch unsere weltweite Präsenz haben wir die Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität seit einigen Jahren im Blick. Nach einem zögerlichen Start holen nun die europäischen Automobilhersteller und ihre Zulieferer mit riesen Schritten auf. Im Moment bedienen wir erstmals deutlich mehr Projekte aus diesem Bereich in Zentraleuropa.

Brod: Wie sehen Sie generell Deutschland / Europa als Fertigungsstandort für E-Mobilität? Welche Komponenten machen Sinn, hier gefertigt zu werden?

Krohmann: Überall dort, wo Kraftfahrzeuge gebaut werden, macht es Sinn, das ortsansässige Know­-how zu nutzen und die Elektromobilität weiter voranzutreiben. Der hohe Automatisierungsgrad stellt mittlerweile die höheren Arbeitskosten in Deutschland / Europa in den Hintergrund. Die Transportkosten und die Sicherheit in den Logistikketten sind zukünftig wichtige Kriterien für unseren Wirtschaftsstandort.

Brod: Mit zunehmender Modularisierung des Automobilbaus, durch Akku- und Antriebsplattformen, wird sich IPTE in Zukunft auch mit der Automation zur Fahrzeugmontage oder Vormontage von Großbaugruppen im Automobilwerk beschäftigen?

Erdmann: Bereits seit vielen Jahren ist IPTE diesbezüglich gut positioniert. Als von Automobilherstellern gelisteter „Hidden Champion“ sind wir bereits seit vielen Jahren Lieferant von kompletten Fertigungsstraßen bei OEMs. Zusätzlich hat sich die IPTE Gruppe über die vergangenen Jahre eine hohe Kompetenz in fast allen Bereichen der EV-Fertigung, aber auch der Produktion von Passanger Safety Komponenten geschaffen. Hier tritt IPTE als Turnkey Supplier auf. Im Bereich der Modul-Fertigung besitzt IPTE das komplette Know-how, um alles aus einer Hand anbieten zu können. Dies erstreckt sich auch auf alle dafür benötigten Unterbaugruppen. Herausragend hierbei ist die Kompetenz im Bereich Test, die viele Marktbegleiter zukaufen müssen.

Brod: Zum Abschluss eine persönliche Frage: Fahren Sie schon ein voll- oder teilelektrisches Fahrzeug?

Krohmann: Auch bei IPTE haben wir in den letzten zwei Jahren Teile unserer Firmenflotte weiter elektrisiert und unsere Ladestationen sind immer voll ausgebucht. Mitarbeiter mit ihren Stromern nutzen gerne die für sie kostenlose Ladung während der Arbeitszeit. Mein Leasingfahrzeug läuft im nächsten Jahr leider erst aus, aber danach wäre ein Hybrid-Fahrzeug eine gute Wahl für mich!

Brod: Vielen Dank für dieses Interview und den Einblick in Ihr Unternehmen.

Anmerkung: Das Interview wurde Corona-konform in Schriftform durchgeführt.

Die Interviewpartner:

Frank Brod ist seit 2015 als Interim Manager im Automobilbereich, der Medizintechnik und Elektronikproduktion tätig. Der gelernte Prozessingenieur Elektronikfertigung blickt auf eine lange Managementkarriere in Manufacturing Engineering und Produktion zurück. Neben Interim Mandaten ist Herr Brod für den gesamten Produktlebenszyklus von Elektronikprodukten und Geräten der Medizintechnik ein gesuchter Industrieberater. Mehr Informationen unter: www.imcopro.de

Wolf Erdmann ist Kaufm. Geschäftsführer der IPTE Germany GmbH in Heroldsberg. Mehr Informationen unter: www.ipte.com

Rainer Krohmann ist Strategic Sales Manager DACH bei der IPTE Germany GmbH in Heroldsberg. Mehr Informationen unter: www.ipte.com