Umwälzende Veränderungen kommen auf die Interim Manager Finance zu

Die Digitale Transformation stellt unsere erfahrenen Finanzexperten vor neue Aufgaben

Interview DDIM.fachgruppe Finance

Über die DDIM.fachgruppen

In den DDIM.fachgruppen haben sich Mitglieder zusammengeschlossen, die in gleichen Branchen und Funktionen oder an vergleichbaren Aufgabenstellungen und Sonderthemen arbeiten. Die Mitglieder sind auf ihren Gebieten Experten, sie tauschen ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus.

Eines ihrer Ziele ist es, das Interim Management in den einzelnen Disziplinen bekannter zu machen und eine Nähe zur Industrie, zu Verbänden und zu Fachmedien herzustellen.        

 

INTERVIEW

Paul Stheeman ist als professioneller Treasurer tätig. Er leitet die 2016 gegründete Fachgruppe Finance.

In dieser Fachgruppe organisieren sich zahlreiche Fachleute mit den unterschiedlichsten Hintergründen aus dem Bereich des Finance und bieten so ein breites Spektrum an Themen aus der Finanzwelt. Ihre Mitglieder decken alle Branchen, von der produzierenden Industrie bis zum Dienstleistungsprovider, ab.

 

Inés Carrasco:  Wie entwickelt sich der Einsatz von Interim Managern im Bereich Finance?

Paul Stheeman:  Die Entwicklung ist durchaus positiv, bietet aber keinen Grund zur Euphorie. Das liegt daran, dass im Vergleich zu anderen Kernfunktionenviele Firmen versuchen mit internen Lösungen zu arbeiten. Sie nehmen einen Interim Manager „Finance“ nur dann, wenn es absolut notwendig ist.

Inés Carrasco:  Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Paul Stheeman:  Ich glaube da ist einerseits das Kostenbewusstsein, aber auch der Wunsch jemanden zu haben, der eine Aufgabe auch längerfristig übernehmen kann, was bei einem Interim Managern natürlich nicht der Fall ist.

Inés Carrasco:  In welchen Bereichen der Finance-Branche werden hauptsächlich Interim Manager eingesetzt?

Paul Stheeman:  Das ist im Finance-Bereich eigentlich ausgeglichen. Hier werden sowohl Steuerfachleute und Controller wie auch Buchhalter, Treasurer und CFO’s angefragt.

Inés Carrasco:  In Unternehmen welcher Größe werden im Finanzwesen vorwiegend Interim Manager eingesetzt?

Paul Stheeman:  Das sind die größeren Mittelständler. Vor allem diejenigen, die eine internationale Ausrichtung haben. Größere und börsennotierte Unternehmen haben in der Regel eigene Leute um Projekte durchzuführen oder Lücken zu schließen.  Da ist der Bedarf also geringer. Bei den kleineren Unternehmen werden wir weniger angefragt. Hauptsächlich aus Kostengründen, aber auch weil sie mit dem Thema Interim Management nicht so vertraut sind.

Inés Carrasco:  Welche Vorteile hat der Mittelstand durch den Einsatz von Interim Finanzexperten?

Paul Stheeman:  Ich sehe hier nur Vorteile für den Mittelstand, wenn sich Mittelständische Unternehmen vertrauter mit dem Thema Interim Management machen und nicht nur auf die Kosten schauen würden, sondern auf den Nutzen eines Interim Managers. Die Vorteile die ein Interim Manager bringt, beispielsweise die neuen Ideen, die Einführung neuer Prozesse oder die Umsetzung komplexerer Projekte, werden im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland noch nicht wahrgenommen. Das liegt daran, dass ländervergleichend der Markt für Interim Manager in Deutschland noch nicht so weit ist.

Inés Carrasco:  Wie könnte man das verändern?

Paul Stheeman:  Die gute Arbeit, welche die DDIM macht, muss in der Breite bekannter werden. Es muss aber auch die Zusammenarbeit zwischen Providern und Interim Managern verstärkt werden. Die Interim Manager haben eher Chancen im Unternehmen anzukommen und Aufträge zu generieren, da ganz einfach viele Provider den Unternehmen bekannt sind. Es ist teilweise so, dass Vorurteile bestehen, wenn ein Interim Manager „Finance“ in ein Unternehmen geholt wird. Viele glauben dann, dass da etwas im Unternehmen nicht stimmt. Im Umkehrschluss fragen sich einige Unternehmer, warum der Finanzexperte als Interim Manager arbeitet und nicht als angestellter Manager? Dass der Interim Manager gerne Interim Manager ist und diesen Weg für sich auch ganz bewusst und gezielt ausgesucht hat, ist nicht allen Unternehmen wirklich bewusst.

Inés Carrasco:  Ist das im Ausland anders?

Paul Stheeman:  Wenn ich jetzt mich als Beispiel für den Bereich „Finance“ nehme, so sind fast die Hälfte meiner Aufträge im europäischen Ausland, da ich dort mehr Einsatzmöglichkeiten als hier in Deutschlandfinde. Ich habe in den letzten zwei Jahren Mandate in der Schweiz, Schweden, Großbritannien und Israel durchgeführt. Ohne das Ausland wäre mein Portfolio an Mandaten durchaus ärmer.

Inés Carrasco:  Welche Rolle spielt Digitalisierung und Digitale Transformation für das Interim Management Finance?

Paul Stheeman:  Das spielt eine wesentliche Rolle. Wir stehen im Finanz-Bereich vor enormen Veränderungen. Sei es durch Blockchain, Fintech oder andere Herausforderungen für die Branche. Da kommen enorme Prozessveränderungen auf uns zu. Meiner Meinung nach stehen die Interim Manager aus dem Bereich Finance vor einer schwierigen Aufgabe diesbezüglich. Immerhin macht langjährige Erfahrung auch ein Stück weit das Interim Management aus. Und langjährige Erfahrung im Bereich Digitalisierung hat eigentlich kaum jemand, weil die Entwicklungen in der Digitalisierung recht neu und vor allem sehr schnell sind. Das heißt, der Interim Manager Finance muss sich nicht nur informieren und weiterbilden, sondern auch praktische Erfahrung sammeln, um zum Thema Digitalisierung auf Stand zu sein.

DDIM- Fachgruppenleiter Finance, Paul Stheeman

Paul Stheeman, FG-Leiter DDIM.fachgruppe Finance

Porträt: Paul Stheeman

Paul Stheeman ist professioneller Treasurer mit über 25-jähriger Erfahrung als Führungskraft beim Aufbau und in der Führung von internationalen und komplexen Treasuryfunktionen in börsennotierten und privaten Unternehmen. Besondere Expertise     in den Bereichen Cash Management und Pooling, Entwicklung und Durchführung von Risikomanagementstrategien und Liquiditäts-management. Zum Managerprofil

Autorin: Inés Carrasco