Mit Partnerschaft zu Projekten: Erfolgsfaktoren von Interim Management Sozietäten

Text: Christof B. Wewers, Bernd Fischer

In den letzten Jahren sind Interim Management Sozietäten (Partnerschaftsgesellschaften) als Organisationsform für Manager auf Zeit eine lebhaft diskutierte Option der Vermarktung geworden. Im Kern ist sie weder mit Providertätigkeit, noch mit der eines klassischen Vakanzüberbrückers vergleichbar. Der Erfolg einer Sozietät wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, die perfekt zusammenspielen müssen.

Die Diskussion erfolgt meist im Zusammenhang mit Themen wie der Verbesserung der Eigenvermarktung, über die Erzielung von besseren Tagessätzen, bis hin zur Vermeidung von Scheinselbständigkeit. Darüber hinaus gibt es weitere Aspekte, die einen Zusammenschluss von Beratern & Interim Managern in Sozietäten lohnenswert machen.

Da diese Organisationsform zwar in aller Munde, jedoch das Bild davon sehr unterschiedlich ist, soll an dieser Stelle ein Blick auf Chancen und Anforderungen der sozietären Zusammenarbeit geworfen werden.

Interim Management Sozietäten ticken anders

Oft werden wir von FISCHER & PARTNER gefragt, wie eine Sozietät denn konkret arbeitet. Den Gesprächspartnern auf Kundenseite ist der Nutzen oft schon durch vorhergehende Erfahrungen mit Rechtsanwalts- und Steuerberatungssozietäten leicht verständlich zu machen. Sozietäten bündeln Fachkompetenzen und Spezialisten-Know-how. Dabei steht für Kunden die Flexibilität der Manager-Kapazitäten mit ganz oben auf der Anforderungsliste. Sozietäten können ganze Teams zusammenstellen und sind dadurch erste Wahl bei komplexen Change Projekten.

Die echte Partnerschaft auf Augenhöhe mit Managern auf Kunden- und Expertenseite kennzeichnet dabei am besten die Zusammenarbeit der Stakeholder. Die wachsende Nähe zu spezialisierten Unternehmensberatungen bietet Chancen, definiert aber hohe Anforderungen an die Zusammenarbeit von Freiberuflern in der Sozietät.

Erfolg im Team statt Einzelkämpfertum

Das weithin bekannte Erscheinungsbild, dass Interim Manager in ihre Vollzeitmandate abtauchen und erst wieder für gemeinsame Vermarktung und Projekte bereitstehen, wenn sie ohne Auftrag dastehen, ist der GAU für alles, was eine Sozietät stark und für die Kunden attraktiv macht. Daher haben Manager, die im Verbund der Sozietät möglichst langfristige Mandate in Vakanzüberbrückung anstreben ein hohes Risiko, zu scheitern.

Für alle, die von diesem Vermarktungsmodell profitieren wollen, ist es zu beherzigen, dass eine Sozietät grundsätzlich anders arbeitet als ein Provider. Wer als Interim Manager ausschließlich sein Profil zur Vermarktung geben will, ist bei Providern und auf Interim Management Marktplätzen besser aufgehoben. Partner der Sozietäten überzeugen durch ihre Persönlichkeit und Kompetenz und gerade nicht durch ihre beworbene „eigene Marke“. Aufgrund der starken Nachfrage hat FISCHER & PARTNER daher zusätzlich einen solchen Experten-Marktplatz geschaffen.

In der Arbeit einer Sozietät stehen Solidarität und Arbeit am gemeinsamen Erfolg im Fokus. Engagement in einer Sozietät bedeutet, neben der hervorragenden Bedienung von Kundenaufträgen auch, sich als Entrepreneure in der eigenen Firma zu verstehen.

Hierzu gehört, sich in der eigenen Trainings-Akademie gegenseitig fit zu machen in Tools und Methoden, die der Markt benötigt.

Konkret bedeutet dies auch, dass die Partner und Assoziierten Partner in der Vermarktung von Akquise bis Faktura als ein gemeinsames Unternehmen auftreten. Abgesehen von der zentralen Faktura über die Sozietät und einem einheitlichen Markenauftritt, schafft auch die Arbeit nach einheitlichen Prinzipien mit erlernten Tools und Methoden einen USP, den sonst nur namhafte Beratungshäuser bieten.

Ein Modell für Projektmanager

Projektorientierung ist die Arbeitsweise, die zunehmend am Markt gefragt ist. Dabei können Unternehmen Projektarbeit im Zeitalter der Digitalisierung oft nicht mehr vollständig aus eigener Kraft stemmen. Zum einen, weil ihnen das Know-How fehlt, Dinge anders zu tun als bisher. Zum anderen, da sie entweder als mittelständisches Unternehmen eine dünne, operativ ausgerichtete Personaldecke haben, oder durch effizienzgetriebenen Stellenabbau Projektmanagement-Kapazitäten fehlen.

Sozietäten können Teams bereitstellen, die Projektmanagement beratend oder wahlweise führend begleiten. Konkret bedeutet dies, modulares Arbeiten in Teil-Projektteams.

Diese Arbeitsweise ermöglicht Interim Managern, in zwei oder mehr parallelen Kundenprojekten zeitgleich zu arbeiten. Die verbleibende Zeit investiert der Partner als Unternehmer innerhalb der Sozietät, damit neue Projekte akquiriert und die eigene Firma weiterentwickelt werden kann.

Neben Vielfältigkeit ist damit ein „Floating“ möglich, das Interim Managern Chancen auf Auslastung ohne Unterbrechung am Ende eines Projektes ermöglicht. Weiterer Vorteil ist, dass diese projektorientierte Arbeitsweise in der Regel von Kunden besser honoriert wird und Tagessätze von € 1.500 eher am unteren Ende der Skala liegen. Für den Manager ergibt sich zudem der Vorteil, einen Teil der Arbeit von seiner Heimatbasis aus leisten und abrechnen zu können. Diese Art zu arbeiten ist für Interim Manager mit Familie deutlich attraktiver als eine Vakanzüberbrückung und ein Leben im Hotel aus dem Koffer.

Best Practice gegen Scheinselbständigkeit

Diese Art zu arbeiten hat sich in der Praxis als Berufsmodell erwiesen, das nicht den Anfeindungen der Sozialversicherungsträger ausgesetzt ist. Die gleichzeitig vorhandenen Aufträge unterschiedlicher Auftraggeber sind klare Indizien, dass eine Scheinselbständigkeit nicht vorliegt. Hier lohnt der Vergleich mit Kanzleien anderer Berufsstände, wo das Thema gerade nicht diskutiert wird.

Die Mitarbeit in einer Sozietät erfordert jedoch eine bewusst langfristige Entscheidung des Interim Managers, nach den genannten Prinzipien kontinuierlich am eigenen Unternehmen als Equity Partner mitarbeiten zu wollen. Zeit und Arbeitskraft werden mitunter unentgeltlich in die Vermarktung der gemeinsamen Partnerschaft investiert, um Werte zu schaffen. Ebenso muss jedem klar sein, dass Partner und Associates, die ja weiterhin frei darin sind auch Fremd-Aufträge anzunehmen, diese dennoch über das gemeinsame Unternehmen abrechnen und Kosten gemeinsam tragen. Andere Modelle haben sich aufgrund der Neigung zur Umgehung und des illegalen Know-How Abzuges als nicht zielführend erwiesen.

Dauerhafte Werte statt Lückenfüller

Vorteile als Associate oder Partner in einer Sozietät liegen zusammengefasst in der Arbeitsweise, die mehr Freiraum bietet und den Verdacht von Scheinselbständigkeit gar nicht erst aufkommen lässt. Im monetären Bereich sind höhere Tagessätze und im Vergleich zur Providervermittlung meist geringere Abgabenquoten von der Kundenfaktura ebenso interessant wie die Chance auf durchgängige, freiberufliche Beschäftigung.

Da diese Vorteile nicht zum Nulltarif zu haben sind, erfordert dies, sich über fakturierbare Leistungen bei Kunden hinaus verlässlich in die Arbeit der Sozietät einzubringen. Es bedeutet, auch finanziell ein Maß an Solidarität zu gewährleisten, so wie es Rechtsanwälte und Steuerberater seit Jahrzehnten bereit sind zu tun, um ihre Unternehmensinfrastruktur zu finanzieren.

Wer Partner einer Sozietät werden will, benötigt eine akademische Ausbildung, muss vor der Handelskammer den Nachweis führen, als freiberuflicher Sozietätspartner anerkannt zu werden und über das nötige Investitionskapital verfügen, um eine Kapitaleinlage zum Start zu leisten.

Christof B. Wewers ist DDIM-Mitglied und Partner in der Sozietät FISCHER & PARTNER Executive Solutions. Mit Erfahrung in Industrie und Handel, als Manager in Supply Chain Projekten und bereichsübergreifender Reorganisation unterstützt er seit Jahren Mittelstand und Konzerne in der Umsetzung agiler Prozessorganisationen. Seine Erfahrung mit Change in komplexen Unternehmenssituationen & zertifiziertes (IPMA) Projektmanagement sowie Methodenwissen des Lean Management setzt er in Teams mit Controlling-, HR- und Digitalisierungsexperten der Sozietät ein.

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