Text: Margit De Coninck

Deutschland altert – diese demografische Entwicklung ist Fakt. Aber für die meisten Arbeitnehmer ist der Ruhestand nicht mehr die Erfüllung schlechthin. Diese Denkweise scheint zumeist veraltet zu sein. Laut einer forsa Umfrage hält die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung ein Arbeiten über das gesetzliche Rentenalter hinaus für wichtig und richtig. Gut ausgebildete Arbeitnehmer geben an länger arbeiten zu wollen – nicht nur aus finanziellen Aspekten, sondern weil ihnen die Arbeit Spaß mache. Eine Rente mit 63 ist für viele heute undenkbar.

Michal Lanik ist heute 68 Jahre alt und ist noch jeden Tag als Sanierer und Interim Manager im Einsatz. Der erfahrene Manager und CRO arbeitet mit dem Stuttgarter Provider division one zusammen und ist aktuell in einem Sanierungsprojekt bei einem Maschinenbauunternehmen im Projekt. „Viele Situationen, die in einem Unternehmen auftreten können, kennt man schon“, sagt Lanik. „Oft weiß ich nach dem ersten Gespräch in welche Richtung es geht, dabei entscheide nicht nur Fachwissen.“ Natürlich haben laut Lanik auch die jüngeren gut ausgebildeten Mitarbeiter die erforderlichen fachlichen Kompetenzen. „Die Vorteile, die man als älterer Manager hat, liegen eher in der Führungs- und Sozialkompetenz und in der operativen Erfahrung“.

In vielen Unternehmen verabschieden sich Manager jenseits der 60 und genießen den Ruhestand. Auch wenn andere Manager diesen Alters lieber Golf spielen, Zeit in Haus und Garten verbringen oder anderen Hobbies nachgehen, so trägt Rob Spaans mit 67 Jahren Verantwortung für 70 Mitarbeiter. Warum aber auch nicht? „Jenseits der 60 sind viele Führungskräfte körperlich und mental fit und verfügen über ein Maximum an Erfahrung.“, so Björn Knothe, Geschäftsführer der Stuttgarter Personalberatung division one. „Noch nie hat mich jemand gefragt, ob ich für den Job zu alt bin“, so Lanik. Auch Spaans denkt noch lange nicht an ans Aufhören. Aktuell arbeitet er im sechsten Mandat, das er nach seinem sechzigsten Lebensjahr angenommen hat. „Die Arbeit macht mir Spaß und wenn es mir gesundheitlich weiter gut geht würde ich zu einem weiteren neuen Mandat wohl nicht nein sagen“.

Mit dieser Ansicht sind Spaans und Lanik in der Generation 60 plus nicht alleine. Laut einer Jobstudie der Unternehmensberatung EY sind 40 Prozent der Arbeitnehmer ab 61 Jahre nach eigener Aussage hoch motiviert bei der Arbeit – der Spitzenwert unter allen Altersgruppen. „Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels ist es natürlich auch für die Unternehmen von großem Interesse, dass auch ältere Manager Ihre Expertise länger zur Verfügung stellen, sagt Knothe“.